Reiseapotheke bei Diarrhö: Kinder sollten trotz Durchfall selten Medikamente bekommen
Motilitätshemmer auf Reisen nicht für Kinder geeignet - Mögliche gesundheitliche Folgen
Wer sich auf einen Urlaub vorbereitet, packt auch eine kleine Reiseapotheke ein. Darin befinden sich neben Verbandszeug und Desinfektionsmittel auch die klassischen Medikamente gegen Fieber und je ein Mittel gegen Verstopfung und Durchfall. Letztere werden vom Arzt Motilitätshemmer genannt, denn sie hemmen die Darmaktivität. Auf diese Weise soll die Häufigkeit der Darmentleerung verringert werden.
Gerade auf Reisen ist das eine gute Notlösung, allerdings nur für Erwachsene. Diesen Fakt betonen Haus- und Kinderärzte immer wieder und warnen eindrücklich: Weder Säuglinge noch Kleinkinder sollten Motilitätshemmer bekommen und bei Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren muss zuerst Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.
Mögliche Folgen der Einnahme
Warum ist die Einnahme bis zum 24. Lebensmonat tabu? Die Motilitätshemmer enthalten Wirkstoffe, die sich in der Darmschleimhaut an die dortigen Opioid-Rezeptoren binden. Sie gelangen aber theoretisch über das Blut bis zum Gehirn, wo allerdings die Blut-Hirn-Schranke den Übergang ins Gehirn verhindern soll.
Diese Schranke ist bei Säuglingen und Kleinkindern bis zwei Jahren noch offen. Die Motilitätshemmer können daher bei ihnen lebensbedrohende Atemdepressionen auslösen. Der Nutzen, eine Diarrhö zu hemmen, steht in keinem Verhältnis zu dieser Gefahr.
Doch auch für Kinder ab zwei Jahren ist die Einnahme oft nicht zu empfehlen. Indem die Darmmotorik durch die Hemmer verlangsamt wird, kann der Darmtrakt sich nicht effektiv selbst reinigen. Das ist bei kleinen Kindern ein deutlich größeres Problem als bei Erwachsenen.
Vorhandene Keime werden nicht zeitnah aus dem Körper transportiert und können akute Entzündungen auslösen. Außerdem ist es manchen Keimen möglich, über die Schleimhaut ins Blut zu gelangen und damit den gesamten Organismus in Gefahr bringen. Bei Kindern bis zu einem Alter von zwölf Jahren sollten Motilitätshemmer daher nur nach ausdrücklicher Anweisung eines Arztes eingenommen werden.
Für Eltern gilt zur Orientierung: Leidet im Urlaub ein Kind an Durchfall, sollte im Zweifelsfall nach 24 Stunden ein örtlicher Arzt kontaktiert werden. Je jünger ein Kind ist, desto größer ist die Gefahr auf eine Dehydration (Flüssigkeits- und Elektrolytverlust).