Rektumkarzinom: Reihenfolge der Therapieschritte könnte entscheidend sein

In einer Studie erzielte eine Abweichung vom Standard-Therapieverlauf beim Rektumkarzinom eine bessere Prognose

Von Cornelia Scherpe
25. Juli 2019

Bei wem ein Rektumkarzinom im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wurde, der beginnt einen schweren Kampf, denn der Krebs ist sehr bösartig. Das Standardvorgehen sieht derzeit vor, dass

  1. zunächst eine Radiochemotherapie durchgeführt wird,
  2. danach eine Operation alle sichtbaren Krebsgeschwüre entfernt und
  3. abschließend eine reine Chemotherapie verbliebene Krebszellen findet und tötet.

Doch eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Frankfurt stellt diese Reihenfolge infrage. Sie belegt bessere Erfolgschancen, wenn Position 2 und 3 vertauscht werden.

Studie zum Therapieverlauf beim Rektumkarzinom

Betreut wurden für die Untersuchung zunächst 156 Patienten, deren Krebs im Stadium II oder III war. Alle erhielten zu Beginn eine Radiochemotherapie, kurz RCT. Das ist ist sinnvoll, da die Kombination aus Bestrahlung und Medikamenten den Tumor schrumpfen lässt. Wie im aktuellen Leitfaden vorgegeben, unterzogen sich die Patienten danach einer Operation und erhielten zum Schluss eine Chemotherapie gegen Mikrometastasen. Dies sorgte in abschließenden Untersuchungen zu einer Besserung des Krebsleidens von 17 Prozent. Man spricht auch vom histopathologischen Ansprechen des Tumors. Dabei werden Gewebeproben genommen und im Labor untersucht, wie stark die Krebszellen vorhanden sind. Ob und wie gut die Überlebenschancen davon steigen, kann man damit noch nicht abschätzen.

Bei weiteren 150 Patienten mit Rektumkarzinom im Stadium II oder III veränderte man nun die Therapiereihenfolge und führte nach der Radiochemotherapie erst noch eine Chemotherapie durch und stellte die Operation auf den dritten Platz. Die Erfolgsrate stieg auf diese Weise deutlich und lag nun bei 25 Prozent. Zudem litten weniger Patienten unter Nebenwirkungen.

Ob die Veränderung der Reihenfolge aber auch langfristig für ein besseres Überleben sorgt, kann die Studie nicht aussagen. Sie hat nur Gewebeproben nach der Therapie untersucht und keine Daten aus langfristiger Nachbeobachtung gesammelt. Dies wäre nun der nächste Schritt. Zudem wäre die Aussagekraft mit größerer Teilnehmerzahl deutlicher.