Schlaue Krebszellen: Bei Prostatakrebs engagieren die Zellen das autonome Nervensystem

Von Cornelia Scherpe
22. Juli 2013

Krebszellen sind mutierte Körperzellen, die das Leben eines Betroffen bedrohen. Um im Körper gegen die Abwehrkräfte und die eingesetzte Medizin zu bestehen, lassen sich die Zellen sehr viel einfallen. Diese Anpassungsfähigkeit lässt Forscher immer wieder staunen. Ein Team konnte nun herausfinden, weshalb Prostatakrebs teilweise so extrem widerspenstig ist.

In einem Versuch mit Mäusen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Krebszellen offenbar das autonome Nervensystem für sich arbeiten lassen. Man hat zwar schon länger beobachtet, dass sich bei Krebs der Prostata die Zellen auch gezielt bei den Nerven ausbreiten, doch bisher sah man darin keinen bewussten Akt der Krebszellen.

Onkologen dachten, die Nervenbahnen dienten dem Krebs nur passiv als Transportweg, doch dem ist wohl nicht so. Die Tierexperimente deuten darauf hin, dass die Krebszellen bewusst den Kontakt zum autonomen Nervensystem suchen, um dieses zu engagieren. Sie nutzen das System, um den Tumor wachsen zu lassen.

Im Mausversuch veränderte man die Tiere daraufhin genetisch, sodass deren Nervenzellen nicht mehr Adrenalin und Noradrenalin weitergaben. Dies führte dazu, dass nur sehr wenige dieser Mäuse überhaupt an Prostatakrebs erkrankten. Daraus schlussfolgert man, dass die Krebszellen eventuell sogar die Hilfe des autonomen Nervensystem brauchen, um einen Tumor heranwachsen zu lassen. Doch selbst wenn der Krebs bereits in der Prostata wütet, greifen die Krebszellen weiterhin auf die Nervenzellen zurück.

Im Experiment war ersichtlich, dass sie sich direkt an den Parasympathikus wenden. Dabei handelt es sich um ein Teil des autonomen Nervensystems, das unbewusst die Funktion der inneren Organe steuert. Blockierte man bei krebskranken Mäusen einen Rezeptor, konnte ihr vorhandener Tumor nicht mehr effektiv in das Gewebe streuen.