Schlüssel zur Magersucht liegt im Gehirn - Betroffene leiden unter verzerrter Selbstwahrnehmung

Von Nicole Freialdenhoven
12. April 2013

Magersucht ist zwar schon lange als ernsthafte Krankheit anerkannt, doch die Ursachen für die häufig lebensbedrohliche Essstörung liegen bis heute größtenteils im Dunkeln. Die Psychologie-Professorin Silja Vocks aus Osnabrück stellte in einer Studie mit anderen Forschern nun bei betroffenen Patienten eine Veränderung im Gehirn fest. Diese sorgt für eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers: Auch wenn der Betroffene stark untergewichtig ist, empfindet er sich als dicker als andere.

Die Forschungen an der Ruhr-Universität Bochum ergaben, dass bei magersüchtigen Frauen die Verbindung zwischen den beiden Regionen "Fusiform Body Area" (FBA) und "Extrastriate Body Area" (EBA) im Gehirn gestört ist. Je schwächer die Verbindung war, umso mehr war auch die Selbstwahrnehmung der Frauen gestört. Zudem stellte sich heraus, dass die magersüchtigen Patientinnen in der Extrastriate Body Area weniger Gehirnzellen hatten als andere Menschen.

Woher die Verbindungsstörung kommt, vermochte Vocks jedoch nicht zu sagen. So bleibt auch die Frage ungeklärt, ob die schwache Verbindung erst durch die Magersucht entstand, oder ob eine genetische bedingte Störung und geringere Dichte der Gehirnzellen die Magersucht auslöste. Eins stimmt sie jedoch zuversichtlich: Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Extrastriate Body Area durch Psychotherapie positiv beeinflussen lässt.