Schmerzempfindung ist auch von unserer Kultur abhängig
Der Umgang mit Schmerzen ist nicht nur sehr individuell, er ist sogar kulturabhängig. Der Professor Wulf Schiefenhövel vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Andechs kommt nach der Beobachtung von Menschen in Neuguinea zum Schluss, dass diese Leute schmerzunempfindlicher sind als Europäer.
Es ist die Schmerztoleranz die unterschiedlich ist. Während für die Eipo aus Neuguinea Schmerz etwas Alltägliches ist, sind wir schmerzempfindlicher. Eipos werden schon als Babys Wind und Wetter ausgesetzt. Ihr Erwachsenwerden ist mit anderen Traditionen verbunden wie das Durchbohren verschiedener Körperteile.
Darum appelliert der Professor an die Eltern, ihr Kind nicht mit einer Belohnung zu besänftigen, wenn es sich wehgetan hat, sondern für Möglichkeiten zu sorgen, mit dem Schmerz umgehen zu lernen. Wir müssen Schmerzstrategien entwickeln.
Der Professor schätzt, dass rund siebzig Prozent unser Bevölkerung nicht mit Schmerz umgehen können. Doch auch im Ausdruck ist das Schmerzempfinden sehr unterschiedlich. Denn südliche Bewohner leben ihren Schmerz anders aus, was nichts mit der Schmerzempfindlichkeit zu tun hat.
Frauen haben generell eine niedrigere Schmerzschwelle, können aber Schmerz besser ertragen, da sie schon sehr jung Menstruationsschmerzen erleiden müssen und später dann die Geburtsschmerzen ertragen.
Es gibt viele Einflüsse, die diesen Vorgang steuern. Eine amerikanische Studie belegt, dass Menschen die besonders stark auf Schmerzreize reagieren, auch Gefahr laufen, eine Schmerzerkrankung zu bekommen.
Schmerz ist eine Warnreaktion des Körpers. Es gibt eine seltene angeborene Krankheit, bei der dieses Gefühl ausgeschlossen ist. Betroffene verstümmeln sich selbst, denn sie spüren keinen Schmerz. Auch bei Borderline-Patienten ist die Schmerzempfindung abgestumpft. Bei einer Schmerzbehandlung wird heutzutage die Psyche mit einbezogen. Denn dadurch wird das Schmerzempfinden mit beeinflusst. Insbesondere bei der Therapie chronischer Schmerzpatienten ist diese Erkenntnis wichtig.