Schmerztherapie mit radioaktivem Gas

Von Frank Hertel
18. April 2011

Hans Jöckel ist Internist und Badearzt. Mit seinen 81 Jahren ist er immer noch ärztlicher Leiter des Radonstollens am Nahe-Ufer bei Bad Kreuznach. Dort fahren Menschen aus ganz Europa hin, um Radongas einzuatmen.

Radon ist ein Metall. Wenn es zerfällt, entsteht Radongas. Radon selbst ist ein Zerfallsprodukt des Urans, weswegen dieses Radongas radioaktiv ist. Bei neun Sitzungen bekommt man eine Dosis von 1,8 Millisievert ab. Das entspricht in etwa einer deutschen Jahresdosis Radioaktivität.

Die Besucher versprechen sich langanhaltende Schmerzheilung. Vor allem Rheuma- und Gichtkranke zählen zu den Besuchern. Die Bad Kreuznacher Radontherapie ist in Deutschland einzigartig. Seit 1912 wird das Radongas aus dem ehemaligen Bergwerksstollen medizinisch genutzt.

Die Therapie mit dem radioaktiven Gas ist zwar umstritten, aber einige Krankenkassen bezahlen die Behandlung. Früher bekamen Bergleute, die lange und viel Radon einatmen mussten oft Lungenkrebs. Noch heute ist Radongas für fünf Prozent der Lungenkrebserkrankungen verantwortlich.