Sehschwäche durch Bildschirmarbeit - was bewirkt Augentraining?

Um einer Kurzsichtigkeit durch häufiges Lesen vorzubeugen, sollen spezielle Übungen für das Auge hilfreich sein

Von Dörte Rösler
26. Mai 2015

Wer viel am Bildschirm arbeitet, muss öfter eine Brille tragen. Das konzentrierte Blicken im Nahbereich fördert nicht nur Verspannungen in Schultern und Nacken, auch die Linse verliert an Flexibilität.

Spezielle Übungen sollen die Muskulatur rund um das Auge stärken und dadurch die Sehfähigkeit verbessern. Aber funktioniert das Augentraining wirklich?

Durch dauerhafte Anspannung des Ziliarmuskels verliert die Linse ihre Flexibilität

In einer Kamera erfolgt die Scharfeinstellung über mehrere Linsen, deren Abstand sich ändern lässt. Das menschliche Auge besitzt dagegen nur eine Linse. Um Objekte in der Nähe oder Ferne scharf sehen zu können, muss die Linse jeweils ihre Form ändern. Verantwortlich für diese sogenannte Akkommodation ist der Ziliarmuskel, der das Auge ringförmig umgibt.

Blickt man längere Zeit auf einen Bildschirm oder ein Buch, bleibt der Ziliarmuskel dauerhaft angespannt: Die Linse verliert ihre Flexibilität. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Alterungsprozess, bei dem das Auge ohnehin an Elastizität verliert.

Risiko für Kurzsichtigkeit steigt

Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass langes Lesen und Bildschirmarbeit das Risiko für Kurzsichtigkeit messbar erhöhen. Hinzu kommt die Belastung der Augen durch Lichtstress. Sehtraining soll diesem Prozess vorbeugen.

Ob man durch die Übungen lebenslang ohne Brille auskommt, ist nicht garantiert. Viele Teilnehmer berichten allerdings, dass sich ihre Sehfähigkeit verbessert hat und sie den Kauf einer Brille um einige Jahre hinausschieben konnten.

Welches Training für wen?

Das erste Sehtraining wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von William Bates entwickelt. Der Augenarzt war überzeugt, dass gute Pflege die Augen bis ins Alter fit halten kann.

Neben Zwinkern und Blinzeln, empfiehlt er etwa Sonnenbäder für die Augen. Seine bekannteste Methode ist das sogenannte Palmieren, bei dem die geschlossenen Augen mit den warmen Handflächen abdeckt werden.

Die einfachste Übung ist es, regelmäßig vom Bildschirm aufzuschauen und einen Punkt in der Ferne anzuvisieren. Auch wer abwechselnd nah und fern gelegene Objekte betrachtet, trainiert die Ziliarmuskeln.

Bevor man ein Sehtraining beginnt, sollte man allerdings den Augenarzt fragen. Sehstörungen wie die Konvergenzschwäche könnten sich durch bestimmte Übungen verschlechtern. Das Programm muss deshalb individuell angepasst sein.