Selbstmordrate steigt durch Klimawandel

Die immer heißeren Temperaturen im Sommer werden laut Forschern zu noch mehr Suiziden führen

Von Cornelia Scherpe
9. August 2018

Es ist der Psychologie ein Rätsel, doch seit Jahrhunderten zeigen Beobachtungsstudien, dass Menschen sich eher in den Sommer- als in den Wintermonaten selbst töten. Eigentlich würde man einen Anstieg der Suizidfälle in den tristen und dunklen Monaten erwarten, da es dann vor allem depressiven Menschen schlechter geht. Doch die Zahlen sprechen seit kontinuierlichen Beobachtungen im 19. Jahrhundert eine andere Sprache.

Steigende Temperaturen werden laut Studie für mehr Selbstmorde sorgen

Eine aktuelle Studie bezieht nun auch den Klimawandel in die Überlegungen mit ein und kommt zum Schluss, dass es die steigenden Temperaturen im Sommer sind, die eine Suizidalität bei gefährdeten Personen fördern. Da es durch den Klimawandel in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch wärmer werden soll, dürfte damit auch die Selbstmordrate weiter steigen.

An der Stanford Universität haben Ökonomen dazu ein Modell erstellt. Ihren Berechnungen zufolge dürfte bis 2050 in den USA und Mexiko die Rate soweit steigen, dass es jährlich zu rund 21.000 Suiziden zusätzlich kommt.

Es wurden für das Modell mit Absicht zwei so unterschiedliche Länder gewählt. Die USA haben eine vergleichsweise hohe Wirtschaftsleistung, während in Mexiko die Menschen unter den Auswirkungen einer schwachen Wirtschaft leiden. Dennoch bleib die steigende Selbstmordrate in beiden Ländern. In den USA war sie allerdings stärker: 14.020 Suizide werden 2050 hinzukommen, in Mexiko "nur" 7.460 Fälle.

Laut den Wissenschaftler spielt es auch keine Rolle, ob ein Mensch im Sommer viel im Freien unter der Hitze leidet oder in seinen Räumlichkeiten eine Klimaanlage besitzt. Pro einem Grad Celsius mehr in den USA stieg die Selbstmordrate um 0,7 Prozent in den Jahren 1970 bis 2004. In Mexiko waren es pro einem Grad Celsius 2,1 Prozent mehr Suizide in den Jahren 1990 bis 2010. Dies übertragen auf die nächsten Jahrzehnte samt Klimawandel ist entsprechend eine unschöne Prognose.