Selektive Abtreibung - in Indien werden gezielt weibliche Föten abgetrieben

Von Cornelia Scherpe
30. Mai 2011

Noch längst nicht in jeder Kultur sind Frauen genauso viel wert wie Männer. Der intensive Wunsch nach männlichen Nachkommen hat in Indien die Zahl der Abtreibungen in die Höhe schnellen lassen. Bei weiblichen Föten lassen immer mehr Frauen einen Abbruch der Schwangerschaft vornehmen. In den letzten zehn Jahren gab es deswegen bis zu sechs Millionen Schwangerschaftsabbrüche. Der Grund liegt im sozialen Druck. In der indischen Kultur ist es entscheidend, einen männlichen Stammhalter zu zeugen. Frauen können diese Position nicht besetzen.

Nun herrscht in vielen Regionen ein akuter Mädchenmangel vor. Auch das steigende Bildungsniveau scheint dieser rückständigen Ansicht nicht entgegenwirken zu können. Soziologen befürchten, dass der Trend noch weiter wächst. Gerade in Regionen mit Krankenhäusern, die über eine Pränataldiagnostik verfügen, wird es bald noch weniger weibliche Kinder geben. Derzeit liegt das Verhältnis bei 1.000 Jungen zu 836 Mädchen. Vor zwanzig Jahren kamen noch 906 weibliche Babys auf 1.000 männliche Kleinkinder.