Senkung der Cholesterinwert durch Niacin: Studie stellt die Therapie infrage

Von Cornelia Scherpe
18. Juli 2014

Niacin gehört in die Gruppe der Vitamine und wird synonym auch Niacinsäure genannt. Es ist Teil der Untergruppe der Vitamine B und wurde seit Jahrzehnten als Therapie bei schlechten LDL-Cholesterinwerten eingesetzt.

Da das Vitamin aktiv am Stoffwechsel beteiligt ist, kann man durch künstliche Vergabe so die Werte bewusst senken. Gleichzeitig erhöht Niacin die Menge des "guten" HDL-Cholesterin. Der Patient gewinnt also doppelt, was die Niacinsäure zur Standardtherapie aufstiegen ließ.

Nachteilige Auswirkungen der Standardtherapie

Doch nun zweifelt eine aktuelle Studie, ob die Behandlung wirklich so großartig ist, wie man die letzten 50 Jahre glaubte. Man untersuchte, ob durch die Einnahme des Vitamins Ereignisse, die die Gefäße betreffen, auch wirklich zurückgehen.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen Herz- und Hirninfarkte, sowie der Herztod. Insgesamt konnte man mit den Daten von 25.673 Patienten arbeiten, die neben zu hohen LDL-Cholesterinwerten auch Zusatzleiden wie Diabetes oder ein vorangegangenes Gefäßleiden hatten. Es handelte sich also um Menschen einer Risikogruppe für die befürchteten Ereignisse.

Niacin als Therapie hätte nun den Erwartungen zufolge die Gefahr um mindestens zehn Prozent senken sollen. Dem war jedoch nicht so. In einer Placebogruppe, die kein Niacin erhalten hatte, lag die Gefahr nach vier Jahren bei 13,7 Prozent. In der Gegengruppe war das Risiko unter der Niacinsäure aber nicht wesentlich geringer. Hier kam man auf 13,2 Prozent.

Erhöhtes Diabetesrisiko durch Verabreichung von Niacin

Doch nicht nur der kaum sichtbare Nutzen ist ein Problem, sondern auch die Quote der Nebenwirkungen. Niacin kann demnach das Risiko für eine Diabeteserkrankung erhöhen. Es steigert die Gefahr bei zuvor gesunden Menschen von 4,3 Prozent auf 5,7 Prozent.

Wer bereits vor der Einnahme ein Diabetiker war, der muss mit einer Verschlechterung seiner Krankheit rechnen und zwar in 11,1 Prozent statt nur 7,5 Prozent der Fälle. Außerdem kam es öfter zu Muskelerkrankungen und Magen-Darm-Problemen mit Blutungen.

Aktuell gibt es aus Sicherheitsgründen in Deutschland keine Nicotinsäure mehr als Medikament.