Sinkt das Risiko auf Übergewicht durch Gebirgsluft?

Von Cornelia Scherpe
28. April 2014

Bereits seit den 1960er-Jahren wird angenommen, dass durch die Luft im Gebirge das Gewicht beeinflusst wird. Damals beobachtete man dies durch Tierversuche. Die Ratten wurden seltener übergewichtig, wenn sie die Bergluft zu atmen bekamen. Den genauen Grund dafür konnte man damals jedoch noch nicht verstehen.

Fakt ist, dass die Luft "dünner" wird, je höher man kommt. Mit anderen Worten: Der Sauerstoffgehalt in der Atemluft wird geringer. Dies hat eine anorektische Wirkung auf den Organismus. Unter "Anorexie" verstehen Ärzte eine allgemeine Appetitlosigkeit. Bei Magersucht("Anorexia nervosa") ist die Appetitlosigkeit durch eine seelische Störung krankhaft gesteigert.

2013 bewiesen US-Forscher nun endgültig, dass die "dünne" Luft in den Bergen vor Adipositas schützen kann. Bei der Querschnittstudie stellte sich heraus, dass bei Männern, die unter einer Höhe von 500 Metern über dem Meeresspiegel leben, die Gefahr um das 5-Fache erhöht ist. Wer über 3.000 Metern lebt, dessen Risiko auf Adipositas ist um Umkehrschluss um das 5-Fache geringer. Für Frauen gelten die gleichen Höhenlagen, allerdings verringert oder vergrößert sich ihr Risiko nur um den Faktor 4.

Studie mit US-Soldaten untermauert Ergebnisse

Eine weitere US-Studie aus diesem Jahr liefert noch genauere Daten. Sie arbeitete mit 98.000 Soldaten, die bereits zur Musterung an Übergewicht litten. Man beobachtete ihr Körpergewicht nun während ihrer Dienstzeit und setzte Veränderungen in einen Zusammenhang mit der Stationierung. Eine Teilgruppe befand sich dabei in einem der drei US-Stützpunkte, die sich bei über 1.900 Metern befinden.

Wer in diesen Gebirgsgebieten gearbeitete hatte, nahm in den vier Studienjahren nicht weiter zu und erkrankte daher nicht an Adipositas. Das Risiko war im Vergleich zu Soldaten im Flachland um 41 Prozent verringert. Die Studie kann jedoch nicht exakt bestimmen, wie hoch der therapeutische Wert der Hochgebirgsluft schlussendlich ist. Dafür sind weitere Untersuchungen notwendig und auch bereits in Planung.