So funktioniert der Hustenschleimlöser Ambroxol: Forscher entschlüsseln die Funktionsweise

Erstmals konnten Forscher erklären, wie das Ambroxol im Detail wirkt, indem sie den molekularen Mechanismus beschrieben

Von Cornelia Scherpe
5. Januar 2016

Der Wirkstoff Ambroxol gehört zu den bekanntesten Mitteln bei Erkältungen. Bereits seit 1968 patentiert wird der Arzneistoff eingesetzt, wenn Schleim und Husten den Betroffenen belasten und ein effektiver Schleimlöser gefragt ist.

Wie Ambroxol jedoch im Detail wirkt, konnte man lange Zeit nicht erklären. Nun haben Forscher den molekularen Mechanismus hinter dem Hustenschleimlöser beschrieben.

Ambroxol verändert die Fließeigenschaften des Schleims

Ambroxol basiert im Aufbau auf dem Indischen Lungenkrauts, wird jedoch künstlich hergestellt. Eingenommen vom Menschen verändert es die Eigenschaften des Schleims und begünstigt so das Abfließen. Möglich ist dies, da das Mittel direkt auf zellularer Ebene wirkt und dort die allgemeinen Fließeigenschaften des Schleims verändert.

In jeder Zelle gibt es die sogenannten Lysosomen, die als kleine Zellbestandteile mit Verdauungsenzymen gefüllt sind und innerhalb der Zelle daher Verdauungsprozesse durchführen. Während diese Lysosomen einen sauren pH-Wert besitzen, ist der Wirkstoff Ambroxol leicht basisch.

Da pH-Werte versuchen, sich auszugleichen, dockt das Arzneimittel direkt an den Lysosomen an. Der saure pH-Wert wird ausgeglichen und die Zellbestandteile setzen als Reaktion Kalzium frei.

Die Lyosomale Sekretion

Da sich nun der Kalziumgehalt in der Zelle erhöht, verschmelzen die Zellbestandteile mit der Membran. Diesen Vorgang im Ganzen nennt man lysosomale Sekretion.

In Lungenzellen werden dabei bestimmte Eiweiße und Fette ebenfalls mit den Lysosomen verschmolzen und es entsteht eine Substanz, die der natürlichen "Müllabfuhr" der Zelle unter die Arme greift. Die Selbstreinigung wird unterstützt und Hustenschleim wird effektiver vom Immunsystem bekämpft.

Ambroxol beschleunigt auch die Bekämpfung von Infektionen

Die genaue Wirkung von Ambroxol deckt damit auch das Geheimnis auf, warum das Arzneimittel eine entzündungshemmende Wirkung besitzt. Diese konnte man zwar schon länger als angenehmen Nebeneffekt nachweisen, jedoch nicht wissenschaftlich erklären. Die entstehende Substanz in den Zellen bindet aber zugleich Bakterien und sogar Viren an sich und beschleunigt so zusätzlich die Bekämpfung von Infektionen.