Stärke und Verlauf eines Herzinfarkts nicht tageszeitabhängig

Entgegen bisheriger Vermutungen verläuft ein Herzinfarkt am Vormittag nicht schwerwiegender als zu anderen Zeiten

Von Cornelia Scherpe
18. September 2019

Verschiedene Untersuchungen der letzten Jahrzehnte hatten den Verdacht aufkommen lassen, dass die Stärke eines Herzinfarkts auch von der Tageszeit abhängt. Dies läge am natürlichen 24-Stunden-Rhythmus des menschlichen Körpers und gilt beispielsweise auch bei Herzrhythmusstörungen. In den ersten Tagesstunden zwischen sechs und zwölf Uhr treten Herz-Kreislauf-Probleme demnach häufiger auf und verlaufen schwerwiegender. Eine aktuelle Untersuchung zum Thema Herzinfarkt widerspricht jedoch.

Untersuchung zum Einfluss der Tageszeit auf den Herzinfarkt

Forscher an der Technischen Universität München untersuchten 1.200 Patienten. Deren zurückliegenden Herzinfarkte waren dokumentiert und auch zeitlich eingeordnet worden. Die Wissenschaftler teilten die Probanden daher in vier Gruppen ein:

  1. Zeitfenster 1 für einen Infarkt lag zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens
  2. Zeitfenster 2 bei sechs bis zwölf Uhr
  3. Zeitfenster 3 umfasst die Tagesstunden zwölf bis 18 Uhr
  4. Zeitfenster 4 den Abend von 18 bis 24 Uhr

Nach ihrem Herzinfarkt waren alle Personen angemessen versorgt worden, indem die Durchblutung durch gespritzte Medikamente wieder normalisiert worden war. Jeweils eine Woche nach der Behandlung wurde kontrolliert, wie gut der Herzmuskel wieder durchblutet wurde. Zudem wurde das 5-Jahres-Überleben erfasst. Bei dieser Auswertung fanden die Forscher keinen Unterschied zwischen den vier Gruppen. Verzerrende Faktoren wie der genaue Sitz des Gefäßverschlusses oder eine unterschiedliche Dauer bis zur vollständigen Öffnung des Gefäßes bei der Erstversorgung waren herausgerechnet worden.

Zeitpunkt des Infarkts nicht mehr von Bedeutung

Das Fazit der Forscher: Die Tageszeit, zu der sich ein Herzinfarkt ereignet, spielte demnach keine Rolle für die Intensität des Verlaufs und auch nicht für die Überlebenschance. Ärzte müssen daher nicht mehr berücksichtigen, wann der Infarkt auftritt. Widersprechende Ergebnisse anderer Studien seien darauf zurückzuführen, dass oft sehr wenige Patienten pro Studie betrachtet wurden und auch die Beobachtungszeiträume zu kurz angesetzt waren.