Stimmlage hat nichts mit Fruchtbarkeit zu tun
Dem Vorurteil, dass "maskulinere" Männer potenziell fruchtbarer seien oder eine bessere Spermienqualität besäßen, kann ein Team australischer Forscherinnen jetzt eindeutig wiedersprechen: zumindest in Bezug auf die Stimmlage ist das ein Trugschluss. Männer mit tiefen Bass- oder Bariton-Stimmen verfügen nicht über qualitativ hochwertigeres Sperma als Tenöre. Frauen, die sich ein Baby wünschen, seien mit letzteren eventuell sogar besser bedient, lautet das Resultat der Untersuchungen.
Die Wissenschaftlerinnen der University of Western Australia unter der Leitung von Leigh Simmons hatten für ihr Experiment 45 Studenten im Alter von 18 bis 32 Jahren eine Probe ihrer Stimmen abgeben lassen, indem sie sie die fünf Vokale auf ein Band sprechen ließen. Darüber hinaus wurden die Probanden zu ihrer Ernährung und Lebensweise interviewt, besonders in Hinblick auf mögliche Umwelteinflüsse, die die Samenqualität vermindern können. Im Zuge der Abgabe einer Spermaprobe mussten die Teilnehmer außerdem über den genauen Zeitpunkt des Samenergusses und die Zeit, die seit dem letzten Orgasmus vergangen war, Auskunft geben.
Anschließend ließen die Wissenschaftlerinnen 30 Frauen derselben Altersgruppe die Stimmaufnahmen anhören und befragten sie zu deren Attraktivität. Dabei zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmerinnen besonders die tieferen Stimmen anziehend fanden. Der Vergleich mit der Samenprobe des jeweiligen Probanden ergab jedoch, dass die Teilnehmer mit den höheren Stimmen in fast allen Fällen über eine bessere Spermaqualität verfügten. Je mehr Spermien das Ejakulat enthält und je schneller sich diese bewegen, desto größer ist die Fruchtbarkeit.
Für die schlechtere Spermienqualität der "maskulineren" Männer haben die Wissenschaftlerinnen bisher keine Erklärung. Sie vermuten, dass es ähnlich wie im Tierreich damit zusammenhängen könne, dass dominantere Männer mehr sexuelle Energie in den Konkurrenzkamf mit Rivalen stecken. Bei Tieren lässt sich zudem beobachten, dass dominante Männchen mehr Energie in ihr Balzverhalten investieren. Da sie dadurch meist mehr Gelegenheit zum Geschlechtsakt haben, wird die vergleichsweise schlechtere Samenqualität so wieder ausgeglichen.