Studie sieht klaren Zusammenhang: Dauerstress führt zu mehr Krankenscheinen

Wer gestresst ist, fällt bei Erkrankung länger im Job aus

Von Cornelia Scherpe
16. Mai 2017

Es gibt viele Gründe, weshalb ein Arbeitnehmer eine AU (Arbeitsunfähigkeit) vom Arzt ausgestellt bekommt. Neben schweren Infekten zählen Krankheiten im Bewegungsapparat und Depressionen zu den häufigsten Gründen.

Eine aktuelle Studie hat sich 225 Patienten angesehen, die von ihren Hausarzt jeweils eine AU bekommen hatten. Die Auslöser der Arbeitsunfähigkeit waren verschieden gewesen. Jeder Patient wurde im Anschluss gebeten, einen Fragebogen auszufüllen.

In diesem wurde nach klassischen Stressfaktoren gesucht, sodass die Antworten eine Einordnung der Patienten auf verschiedenen Skalen möglich machte. Gesucht wurde nach Depressionen, Angststörungen und Somatisierung. Letzteres beschreibt das Auftreten körperlicher Beschwerden aufgrund psychischer Belastung; also etwa Bauchschmerzen aus Angst heraus. Der Fragebogen erfasste zudem das Geschlecht, den Beziehungsstatus, das Alter und das Bildungsniveau.

Mehr Stress, längerer Arbeitsausfall

Es wurde deutlich, dass der Grad der emotionalen Angespanntheit einen wesentlichen Einfluss auf die Dauer des Krankenscheins hatte und zwar unabhängig von der eigentlichen Diagnose. Wer nach eigenen Angaben viel Stress empfand, war mit jeder Krankheit länger vom Arbeitsplatz weg als andere Teilnehmer mit vergleichbarer Krankheit.

Das Geschlecht der Befragten und auch ihr Beziehungsstatus beeinflussten die AU-Dauer dabei nicht. Überraschenderweise kam aber das Bildungsniveau zum Tragen. Wer maximal 10 Jahre in der Schule gewesen war, hatte einen um 40 Prozent längeren Krankenschein.

Einen kleineren aber zu erwarteten Einfluss kam zudem dem Alter zu. Je älter ein Patient wurde, umso schlechter konnte er Stress verarbeiten und war entsprechend länger krank. Mit jedem Lebensjahr stieg unter Stress die Dauer des Krankenscheins um 1,7 Prozent.

Das Fazit der Forscher lautet daher klar: Jeder Patient sollte bereits vom Hausarzt auf typische Anzeichen von Burnout, Depression und Angststörungen hin untersucht werden. Frühe Gegenmaßnahmen könnten längere Krankschreibungen verhindern.