Studie warnt vor Übertherapie von Bluthochdruck: Auch zu niedrige Werte erhöhen das Sterberisiko

Von Cornelia Scherpe
12. August 2014

Menschen mit dauerhaft erhöhtem Blutdruck leiden an der sogenannten "Hypertonie" und sollten dagegen behandelt werden. Es ist allgemein bekannt, dass ohne eine aktive Gegensteuerung sonst das Risiko auf einen verfrühten Tod stark zunimmt.

Bisher gibt es in der Hochdrucktherapie allerdings nur einen Grenzwert für die hohen Werte. Es wird nicht berücksichtigt, dass auch ein zu niedriger Blutdruck ungesund sein könnte. Doch genau darauf weist nun eine aktuelle Studie hin und rät daher, die Leitlinien entsprechend zu reformieren.

28.919 Patienten erlitten Nierenversagen oder verstarben

Für die US-Untersuchung hatte man die Daten von 398.419 Menschen genutzt. Sie waren im Schnitt 63 Jahre alt und wurden in der Zeit von 2006 und 2010 wegen ihrer Hypertonie mit Medikamenten behandelt. Die Therapie war auch bei der großen Mehrheit von 83 Prozent erfolgreich. Bei dieser Teilgruppe konnte man den Blutdruck künstlich auf den Idealwert von 131/73 mmHg senken.

Doch 28.919 der Patienten erlitten im Behandlungszeitraum ein Nierenversagen oder verstarben. Man verglich dies mit den regelmäßig erhobenen Blutdruckwerten der Patienten und stieß dabei auf einen Zusammenhang der Komplikationen mit zu stark gesenktem systolischem Blutdruck.

Erst bei Idealwerten zwischen 130 und 139 mmHg verschwand das Risiko wieder

Wessen Werte auf unter 110 mmHg gedrückt worden waren, der hatte ein Risiko, das um das 3,8-Fache gestiegen war. Bei Werten zwischen 110 mmHg bis 119 mmHg war die Gefahr noch um das 1,7-Fache erhöht. Erst bei höherem Blutdruck, der sich der Norm annäherte, sank das Risiko wieder. Es lag bei 120 mmHg bis 129 mmHg noch um zehn Prozent erhöht und verschwand bei Idealwerten zwischen 130 mmHg und 139 mmHg.

Die Forscher unterteilten die Probanden noch einmal nach vorhandener Diabeteserkrankung und stellten für Diabetiker einen Idealwert von 131/69 mmHg fest. Bei Menschen ohne Diabetes lagen das Optimum bei 142/73 mmHg. Getrennt nach dem Alter lag der Idealdruck bei Menschen mit 70+ bei 140/70 mmHg und bei den Jüngeren bei 133/76 mmHg.