Studie zum vorzeitigen Blasensprung: Wie handeln, wenn die Fruchtblase zu früh platzt?
Die Studie liefert klare Ergebnisse und stellt die bisherige Leitline infrage
Für Schwangere ist es ein Albtraum. Die Fruchtblase platzt vor dem geplanten Ende der Schwangerschaft und damit kündigt sich die Geburt an. Wichtig ist es für die Betroffenen nun, sofort das nächste Krankenhaus aufzusuchen und damit alle weiteren Schritte in die Hände der Frauenärzte zu legen.
Was tun? Auch Ärzte sind sich uneinig
Auch in der Medizinwelt herrscht allerdings keine Einigkeit darüber, ob beim vorzeitigen Blasensprung das Kind sofort zur Welt geholt werden soll, oder der Zeitpunkt stationär so weit es geht an den eigentlichen Geburtstermin geschoben wird. Eine aktuelle Studie zu dieser Frage präsentiert nun eindeutige Ergebnisse und spricht sich dabei für das Warten aus, wenn die Fruchtblase vor der 30. Schwangerschaftswoche platzt.
Am einfachsten ist der Fall, wenn das Kind trotz verfrühtem Termin bereits vollständig ausgebildet ist. Hier spricht nichts gegen eine sofortige Einleitung der Geburt, denn das Baby ist sicher und für die Mutter wird keine unnötige Infektionsgefahr eingegangen.
Anders sieht es aus, wenn das Ungeborene definitiv nicht fertig entwickelt ist. Eine Entbindung birgt das Risiko für Spätfolgen und sollte laut den Forschern vermieden werden, wenn dabei nicht die Gefahr für andere Komplikationen zu groß wird. Die Studie und die daraus abgeleitete Empfehlung stellen damit die bisherige Leitlinie infrage, nach der die Geburt bei vorzeitigem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden eingeleitet werden soll, unabhängig von sonstigen Faktoren.
Bei der Sofortentbindung kommt es häufiger zu Komplikationen
In der Studie hatte man die Daten von 1.800 Schwangeren betrachtet, die in zwei Gruppen aufgeteilt waren. Bei 900 hatten man sofort die Entbindung eingeleitet, bei den übrigen 900 wartete man ab, bis es zur natürlichen Spontangeburt kam.
Schwerwiegende Komplikationen wie
traten mit sieben zu acht Prozent in beiden Gruppen gleich häufig auf.
Andere Komplikationen kamen dagegen bei der Sofortentbindung häufiger vor:
- das Atemnotsyndrom (acht statt fünf Prozent) und
- maschinelle Beatmung (zwölf statt neun Prozent).
Außerdem lagen die sofort geholten Kinder mit vier Tagen auf der Intensivstation doppelt so lange dort. Beim Abwarten waren es nur zwei Tage.