Testosteron macht nicht nur dominant, sondern auch ehrlich

Von Cornelia Scherpe
18. Oktober 2012

Testosteron gehört zu den bekanntesten Hormonen, von denen auch Laien schon einmal gehört haben. Es ist ein männliches Geschlechtshormon, dass aus Jungen in der Pubertät langsam Männer macht und für die Libido, den Muskelaufbau und ein dominantes Auftreten verantwortlich ist. Nun haben Forscher herausgefunden, dass Testosteron noch eine andere Auswirkung auf den Charakter hat: es sorgt dafür, dass man ehrlicher wird.

Die Studie, die zu diesem Schluss kommt, arbeitete mit 91 gesunden Männern. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen alle ein Gel auf die Haut gestrichen. Bei 46 von ihnen befand sich darin zusätzliches Testosteron, bei den übrigen 45 handelte es sich um ein Placebo. Auch die Forscher wussten nicht, wer welches Gel bekommen würde, damit unbewusste Beeinflussung ausgeschlossen werden konnte. Eine Blutprobe jedes Probanden sorgte dafür, dass später im Labor festgehalten werden konnte, wer welches Gel erhalten hatte.

Alle Männer wurden nun gebeten, einen Würfel zu werfen und die Zahl in einen Computer einzugeben. Man sagte ihnen, dass sie umso mehr Geld bekommen, je höher die Gesamtaugenzahl am Ende ist. Jeder kam in eine abgeschlossene Kabine und man erklärte ihm, dass keine Überwachung stattfinden würde. Es gab also die Möglichkeit, zu betrügen. Die Männer, die das Testosteron-Gel bekommen hatten, nutzten diese Möglichkeit auffallend seltener als die übrigen Probanden.

Warum dies so ist, können die Forscher nicht sagen. Eigentlich dominiert die Ansicht, dass Testosteron eher zu aggressivem und ich-bezogenem Handeln führt. Das nun aber offenbar die Ehrlichkeit dadurch gefördert wird, bildet einen klaren Widerspruch zur aktuellen Ansicht.