Theater in einer Welt ohne Licht und Ton: Das Nalaga'at Theater in Tel Aviv

Von Nicole Freialdenhoven
22. Juni 2012

Ein einzigartiges Projekt wurde 2007 im Hafen von Jaffa (Tel Aviv) geschaffen: Ein Theater, in dem Taubblinde auf der Bühne stehen. Anders als Blinde, die sich akustisch verständigen können und Taube, die über ihre Augen kommunizieren, sind Taubblinde fast völlig von der normalen menschlichen Kommunikation ausgeschlossen und verständigen sich über eine Tastzeichensprache. Die Umwelt wird nur durch Gerüche, Schwingungen und den Tastsinn erfahren. "Usher-Syndrom" wird die Taubblindheit in der Fachsprache genannt, bei der die Betroffenen von Geburt an taub sind und später erblinden.

Das Nalaga'at Theater entwickelt die Lormen genannte Tastzeichensprache weiter: Da sich gewöhnlich nur zwei Menschen mit ihrer Hilfe unterhalten können, mussten die Schauspieler lernen, sich mit mehreren Personen gleichzeitig zu unterhalten. Szenenwechsel werden durch Trommelschläge ankündigt, die sie als Schwingungen erfühlen. Genauso wichtig wie das Gefühl der Gemeinschaft und des Wertes ihres Lebens, dass die Schauspieler auf der Bühne erfahren, ist auch das Geschenk, das sie dem Publikum im stets ausverkauften Theater mitgeben: Die kleinen Gaben des Lebens zu schätzen lernen - und wenn es nur der Anblick des blauen Himmels ist.