Tiefe Hirnstimulation hat bisher unbedachte Nebenwirkungen - der Charakter wird verändert

Von Cornelia Scherpe
5. April 2012

Die tiefe Hirnstimulation als Therapieoption ist noch relativ jung, doch bereits jetzt erfreut sie sich großer Beliebtheit. Patienten mit Demenz und Parkinson können ebenso davon profitieren, wie Menschen, die gegen ihre Zwangsstörungen vorgehen wollen. 80.000 Menschen auf der Welt haben bereits Elektroden direkt in dem Kopf implantiert bekommen, damit die tiefe Hirnstimulation bei ihnen eingesetzt werden kann. Die Stimulation kann so die Beweglichkeit bei Parkinson merklich verbessern und auch Demenz-Patienten eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

Nun wirft eine Studie jedoch zum ersten Mal ein negatives Licht auf die tiefe Hirnstimulation. In ihrem Versuch haben Forscher herausgefunden, dass die kontinuierlichen Stromstöße auch Schäden anrichten können. Diese wurden bisher nicht erkannt, weil sich dadurch nicht etwa körperliche Leiden entwickeln, sondern weil der Charakter des Patienten sich schleichend verändert. Dabei kann es zu positiveren Charakterzügen kommen, es können aber auch schlechte Züge ans Licht gebracht werden. In jedem Fall ist es natürlich ethisch bedenklich, so auf den Charakter eines Menschen einzuwirken.

Das Problem ist, dass die Implantate zwar nicht auf die Persönlichkeit wirken sollen, doch die Hirnareale, auf die sie wirken, sind multifunktional. Das bedeutet, diese Bereiche kontrollieren nicht nur die Bewegung oder die Stimmung, sondern auch das Verhalten und den Charakter.

In einer ersten kleinen Studie mit 30 Probanden gaben diese selbst und ihre Angehörigen später oft an, dass sich der Charakter verändert hatte. Im Schnitt war das bei jedem Zweiten der Fall, also direkt bei 50 Prozent.