Tinder & Co.: Fluch oder Segen?

Von Katharina Cichosch
15. September 2014

Erst traf man sich nur in kleinen Foren als eine Art Interessengruppe. Dann kamen die Social Networks, in denen man vor allem mit eigenen Freunden, Bekannten, Kollegen und sogar der Familie Kontakt halten kann - mitunter auch einmal neue Leute kennenlernen. Und schließlich haben wir es heute mit Apps wie "Tinder" zu tun, die der Generation Smartphone eine Art Speed-Dating vom eigenen Sofa aus ermöglichen. Ist das nun Fluch oder Segen für uns?

Licht- und Schattenseiten

Man kommt wohl nicht umhin, beides zu beleuchten: Die Vor- wie auch die Nachteile des Internets mit seinen sozialen Netzwerke und Apps. Letztere sind schnell aufgezählt:

  • Durch das Abdriften in virtuelle Welten verlernen wir, Menschen richtig kennenzulernen.
  • Wir haben zunehmend Angst, in der Realität zu bestehen - oder wagen es erst gar nicht mehr, schließlich kann man auch ohne große Anstrengung mehrere Hundert Freunde bei Facebook versammeln, viele "Likes" und vielleicht sogar Erfolge bei "Tinder" einfahren.
  • Wir kreisen immer mehr um uns selbst, werden zu kleinen Selbstdarstellern, die ihre Bühne im World Wide Web finden - und das Publikum gleich dazu, schließlich ist man hier mit Komplimenten weniger geizig als im Alltag.

So also zumindest die Vorbehalte gegenüber Social Networks und Co. Tatsächlich lassen sich Tendenzen wie die zunehmende Selbstdarstellung und auch die Flucht ins Internet nicht von der Hand weisen. Trotzdem lässt sich das Ganze eben nicht so eindimensional betrachten:

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Zeit in sozialen Netzwerken sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Menschen und bestehende Beziehungen haben kann. In Befragungen gaben Langzeitpaare zum Beispiel an, das Internet als Ausgleich zu suchen - was dann zu weniger Konflikten mit dem Partner führte.

Bessere soziale Entwicklung durch Social Networks

Andere Forscher wollen erkannt haben, dass junge Menschen, die quasi mit Facebook und Co. aufwachsen, heute sogar viel kontaktfreudiger sind - auch im "echten" Leben! Und so hart und gnadenlos die Flirt-App "Tinder" auch sein mag, bei der man Bilder von Menschen einfach mit einem Handwisch in den digitalen Äther schicken kann - niemand ist gezwungen, hier mitzumachen.

Das Flirten im wahren Leben wird hierdurch sicher nicht ersetzt werden. Eher bieten Internet und soziale Netzwerke eine Welt im Kleinen, die natürlich alle Fehler der "echten" widerspiegelt - und vielleicht sogar verstärkt. Ebenso bieten sich hier aber auch Möglichkeiten für isolierte Menschen, mit Anderen in Kontakt zu treten und diese dann vielleicht auch in der Realität kennenzulernen.