Trend zum Biedermeier - spießig ist das neue cool

Von Dörte Rösler
5. August 2014

Spießer - das ist längst kein Schimpfwort mehr. Gleich mehrere Autoren haben einen Trend zur Spießigkeit entdeckt. Epizentrum des neuen Biedermeier ist aber nicht die Vorgartenidylle der Provinz. Nein, der Neospießer lebt in Vierteln wie Berlins Prenzlauer Berg, wo er abends im Programmkino seine Bionade trinkt oder im Manufactum-Katalog blättert.

Das Leben des modernen Spießers

Natürlich sieht das Spießerleben heute anders aus als früher. Woran man die neuen Biedermänner und Frauen erkennt, verrät mittlerweile sogar ein Bestimmungsbuch. "Der moderne Spießer" will aufklären - und dabei helfen, auch die eigene Miefigkeit zu erkennen.

Die Ingredienzien des Spießertums sind zeitlos: Selbstgerechtigkeit und Borniertheit, der Hang zu Sicherheit und Ordnung. Wer andere über Mülltrennung belehrt, Filme nur mit Originalton schaut und im Schrebergarten Biokräuter anbaut, gibt seinem Leben eine überschaubare Bedeutung.

Wir wären allerdings nicht im 21. Jahrhundert, wenn der mondäne Spießer nicht auch das Spiel mit der Ironie beherrschen würde. So zwinkert er sich durch das Großstadtleben und schafft es damit, sogar Spießerklassiker wie Boule-Spielen und Gartenzwerge in sein Universum zu integrieren.

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