Trinkgebräuche von Wissenschaft entschlüsselt

Brauch des Zuprostens hat seinen Ursprung nicht in der Angst vor Gift im Mittelalter

Von Thorsten Poppe
22. September 2011

Das "Anstoßen" beim Trinken soll seine Wurzel schon in der Antike haben. Bisher galt, dass damals es gang und gäbe war, seinen Feinden Gift in das Getränk zu mischen, und sich so seiner unliebsamen Mitmenschen zu entledigen.

Das Zuprosten als Ausdruck von Gemeinsamkeit

Falls es sich aber nicht um einen Feind, sondern um einen Freund handelte, warb man mit einem einfachen Trick um Vertrauen. Man goss sich was vom Glas des Anderen in sein eigenes und trank gleichzeitig. Danach stieß man einfach nur noch miteinander an - als Zeichen großer Vertrautheit.

Das sei alles ein großes Märchen, sagen jetzt Wissenschaftler der Freien Universität Berlin. Denn bis ins späte Mittelalter gab es eigentlich immer nur einen Krug an einer großen Tafel, aus dem jeder trank. Der Gastgeber zuerst, er prostete seinen Gästen dabei zu. Die wohlklingenden Gläser kamen erst ab dem 17. Jahrhundert auf. Um dann auch mit einem eigenen Glas den Brauch des Zuprostens weiter beizubehalten, stießen alle Gäste gemeinsam an, auch um zu dokumentieren, dass ja eigentlich alle weiter das Gleiche trinken.