Überbehütung bremst Kinder aus und beeinträchtigt ihre Entwicklung

Von Ingrid Neufeld
22. Februar 2013

Der Begriff "Helikopter-Eltern" kommt aus den USA und bezeichnet Eltern, die ähnlich wie ein Polizeihubschrauber ständig über einem Objekt kreist, andauernd ihr Kind bemuttern wollen. Der deutsche Hirnforscher Ralph Dawirs aus Erlangen hat ein anderes Wort dafür: "Einmischeritis" nennt er es salopp. Da viele Eltern nur noch ein Kind haben, wollen sie natürlich, dass es diesem an nichts fehlt und ihm auf gar keinen Fall irgendetwas passiert.

Früher lebte man in einer größeren Gemeinschaft, die Nachbarn oder die Großfamilie schaute nach den Kindern. Viele Schultern trugen die Erziehungsverantwortung gemeinsam. Heute lastet dieser Druck allein auf den Eltern. Erziehungsfragen werden analysiert, hinterfragt und dann über den Verstand entschieden. Das Bauchgefühl kommt zu kurz.

Doch so viel Eltern auch suchen, die richtige Methode, Kinder zu erziehen, gibt es nicht. Da jeder Mensch ein Individuum ist, reagiert auch jeder anders. Einen Trost für die Eltern gibt es zumindest: Kinder halten viel aus. Fehler macht jeder und nur deshalb entstehen noch lange keine Verhaltensstörungen. Fehler können wieder geradegerückt werden.

Wer seine Kinder ständig begluckt, erzieht sie zu ängstlichen und zögerlichen Menschen. Kinder müssen gefordert werden und sich etwas zutrauen. Sonst werden sie zögerlich, oder aber sie sehen sich als Mittelpunkt, um den sich alles zu drehen hat. Auch das ist problematisch.

Manchmal kommt es auch dazu, dass Kinder aus einer zu großen Behütung ausbrechen. Sie lehnen sich auf. Oft haben sie wenig Freunde, da sie es nicht gelernt haben, offen auf andere zuzugehen.

Übervorsichtige Eltern sollten den Kontakt zu anderen Eltern suchen und sich ihre eigenen Ängste bewusst machen. Sie sollten ihren Kindern etwas zutrauen und sie keinesfalls zur Schule bringen, sondern den Schulweg schon vor der Einschulung mit dem Kind trainieren und dann loslassen.

Natürlich sind Sorgen normal. Ein mulmiges Gefühl bleibt, wenn das Kind zum ersten Mal alleine den Schulweg bewältigen soll. Trotzdem müssen sich Eltern zurücknehmen. Es geht um den Spagat zwischen Fürsorge und Loslassen. Diesen gilt es zu bewältigen. Denn Eltern können ihre Kinder nicht lebenslang begleiten. Darum rechtzeitig: Eigene Ängste abbauen und das Kind loslassen.