Verändert ein Schwangerschaftsabbruch die Psyche? Studie sieht ein klares Nein
Keine Langzeitfolgen für die psychische Gesundheit von Frauen nach einem induzierten Abort
Es gibt sehr viele Gründe, die dazu führen, dass eine Frau sich gegen das heranwachsende Leben in sich entschließt. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland bis zur zwölften Woche möglich und entfernt den Embryo aus dem Mutterleib.
Viele Gegner des Abbruchs argumentieren nicht nur mit religiösen oder ethischen Punkten, sondern weisen auch auf die seelische Verletzung der Schwangeren hin. Ihrer Meinung nach kommt es nach einem Schwangerschaftsabbruch gehäuft zu
- Depressionen,
- Suchtverhalten (Alkohol und andere Drogen) und
- einem allgemein geschwächten Selbstwertgefühl.
US-Studie mit 959 Frauen
Ob sich das wissenschaftlich belegen lässt, wollte eine aktuelle Studie in Erfahrung bringen. Die US-Forscher befragten dazu 959 Frauen. Alle Frauen waren schwanger gewesen und hatten mehrheitlich (aus unterschiedlichen Gründen) einen Schwangerschaftsabbruch gewünscht.
- Bei 667 der Patientinnen wurde der Eingriff vorgenommen, denn sie waren noch im ersten Schwangerschaftsdrittel.
- 210 der Frauen wurden von ihrer Klinik abgelehnt, da die Frist bei ihnen bereits überschritten war.
- 50 Patientinnen fanden dennoch ein Krankenhaus, um den Abbruch vornehmen zu lassen.
- Die übrigen 160 brachten ihr ungewolltes Kind zur Welt.
- Bei den restlichen 82 Frauen handelte es sich um Schwangere, die sich von Anfang an für das Kind entschieden hatten und keinen Abbruch in Erwägung zogen.
Innerhalb von fünf Jahren wurden die Frauen alle sechs Monate in einem Telefoninterview befragt, wie ihre aktuelle Lebenssituation aussieht. Die Fragen waren so gestaltet, dass die Forscher daraus Rückschlüsse auf depressive Phasen, Angstzustände und das Selbstwertgefühl ziehen konnten.
Das erste Interview erfolgte bei Frauen mit Schwangerschaftsabbruch sieben Tage nach dem Eingriff. Die Stimmung der Patientinnen war deutlich gedrückt, viele äußerten Ängste und zeigten eine depressive Grundhaltung. Dieses Ergebnis war so kurz nach dem Eingriff aber zu erwarten. Mit der verstreichenden Zeit besserte sich das Stimmungsbild deutlich. Am Ende der Studie war die psychische Stabilität aller Frauen vergleichbar.
Schwangerschaftsabbruch laut Studie ohne Langzeitfolgen für die Psyche
Das bedeutet, dass ein Schwangerschaftsabbruch keine Langzeitfolgen für die Psyche hat. Eine verpflichtende Psychotherapie nach dem Abbruch sei daher auch überflüssig, so die Forscher.
Allerdings zeigt die stabile Psyche in allen Gruppen auch, dass Frauen mit abgelehntem Abbruchswunsch offenbar Wege finden, sich an das ungewollte Kind zu gewöhnen und ihr Leben wieder/weiterhin zu genießen.
Quelle
- http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72072/Geringe-psychische-Morbiditaet-nach-Schwangerschaftsabbruch Abgerufen am 22. Dezember 2016