Viele Psychiater sind selbst psychisch labil

Nicht überraschend: Das Leiden ihrer Patienten geht nicht spurlos an den Psychologen vorbei

Von Melanie Ruch
1. Dezember 2010

Psychiater und Psychotherapeuten müssen sich aus beruflichen Gründen täglich mit den seelischen Problemen anderer Menschen auseinandersetzen. Da ist es kaum verwunderlich, dass ein Großteil aller Psychiater und Psychotherapeuten selbst Hilfe benötigen, weil sie von Depressionen oder anderen seelischen Problemen geplagt sind.

Studie zum Wohlbefinden von Psychologen

Einer Studie der Uniklinik Ulm zufolge hat rund ein Fünftel aller deutschen Psychologen mit Depressionen zu kämpfen. Für die Studie wurden 1.089 Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten im Alter von 26 bis 69 Jahren zu ihren familiären Verhältnissen, sowie zu deren Arbeitssituation und medikamentösen Behandlungen befragt.

42% von ihnen hatten mindestens schon einmal depressive Gedankengänge. Ein Fünftel der Teilnehmer leidet unter akuten Depressionen und 32% der Befragten haben sich bereits von einem Kollegen behandeln lassen. 23 Teilnehmer haben sogar schon einmal versucht Selbstmord zu begehen. 4% der Befragten befanden sich zum Zeitpunkt der Studie in psychologischer Behandlung, 30% haben bereits in der Ausbildung eine Therapie gemacht.

13% der Probanden nehmen zudem regelmäßig Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Schmerz- und Beruhigungsmittel.

Die Forscher gehen davon aus, dass Psychologen besonders gefährdet sind, selbst ein psychisches Leiden zu entwickeln, weil sie sich täglich mit den seelischen Leiden Anderer befassen und daher auch das eigene Leben und die eigenen Schwächen unter diesen Gesichtspunkten betrachten, was bei ihnen schnell zur Niedergeschlagenheit führt.