Virtual-Reality-Brille als Therapieinstrument bei Spinnenphobie

Behandlung mit VR-Brille statt direktem Spinnenkontakt könnte Hemschwelle für Therapiebeginn senken

Von Cornelia Scherpe
9. Februar 2017

Arachnophobie nennt der Arzt das Phänomen, wenn der bloße Anblick eines Spinnentieres bei Menschen den Angstschweiß fließen lässt. Es handelt sich um eine psychische Störung, die allein in Deutschland rund zehn Prozent der Menschen in der Hand hat. Noch häufiger sind nur Depressionen.

Direkte Konfrontation mit Spinne schreckt von Therapie ab

Geht die Spinnenphobie so weit, dass der Alltag darunter leidet, sollten Betroffene das Gespräch mit dem Psychologen suchen. Zur Behandlung kommt meist die sogenannte Expositionstherapie zum Einsatz. Der Patient wird schrittweise mit seiner Angst konfrontiert. Das kann mit dem Betrachten von Fotos beginnen und endet im Idealfall mit dem Berühren einer lebenden Spinne. Doch bis zu 80 Prozent der Betroffenen geht nicht zu einer Therapie.

Therapie mit Virtual-Reality-Brille hat Vorteile

Das könnte sich ändern, denn der technische Fortschritt macht es möglich, dass auch ohne Anwesenheit einer Spinne das Gefühl aufkommen kann, das Tier sei zum Greifen nah. Das Zauberwort lautet Virtual-Reality. Psychologen denken aktuell darüber nach, die technische Errungenschaft für ihre Therapie einzusetzen und Patienten künftig eine Virtual-Reality-Brille aufzusetzen.

Die Brille bringt direkt zwei Vorteile mit sich:

  • Zum einen können viele Betroffene keine Therapie wahrnehmen, da zu wenige Psychologen passende Angebote haben. Es ist schlicht mit einem zu großen Aufwand verbunden, die Therapie durchzuführen. Dafür müssten Therapiesitzungen im Tierhandel oder im Zoo stattfinden, was logistisch schwierig und auch teuer ist.
  • Zum anderen ist vielen Patienten die Hemmschwelle zu hoch, eine Therapie zu beginnen, bei der sie am Ende mit einer echten Spinne Kontakt haben.

Die Virtual-Reality-Brille begegnet beiden Problemen ideal. Als digitale Therapieform wäre die Durchführung in normalen Praxisräumen einfach und Patienten nähern sich ihrer Angst dennoch effektiv. Eingesetzte Sensoren könnten dem Therapeuten außerdem ein aussagekräftiges Biofeedback geben. Dinge wie Atmung, Herzfrequenz etc. könnten aufgeschrieben und die Verbesserung über die Sitzungen hinweg dokumentiert werden.

Am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik wird aktuell eine Studie zum Thema durchgeführt. Die Brille für den Patienten und eine Therapiemanagement-Software für den Arzt bilden die gemeinsame Grundlage. Die Ergebnisse sollen am Ende im direkten Vergleich zu einer Expositionstherapie ausgewertet werden.