Von den Armenvierteln von Buenos Aires in die Salons der Oberschicht: Die Geschichte des Tango

Von Nicole Freialdenhoven
17. Juni 2013

Der Tango gehört heute zu den beliebtesten Tänzen der Welt: Von Tokio bis San Francisco schwingen die Menschen das Tanzbein zu den melancholischen Klängen von Klavier und Bandoneón. Die Wiege des Tango steht jedoch in den Armenvierteln der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Ende des 19.Jahrhunderts strömten zahllose europäische Einwanderer in die Stadt am Rio de la Plata, die sich ein besseres Leben in Südamerika erhofften. Für viele von ihnen endete der Traum im Viertel La Boca am Hafen von Buenos Aires.

In diesem Viertel vermischten sich die Sprachen der Sprachen der Einwanderer mit dem Spanisch der Gauchos, die es vom Land in die Großstadt verschlagen hatte und aus den Musikstilen entwickelte sich ein neuer Klang, zu dem auch gleich ein neuer Tanz entstand: der Tango. Geprägt wurde er von Anfang an vom Schmerz und der Sehnsucht der Einwanderer, deren Hoffnung auf ein besseres Leben zerbrochen war.

Aus dem Armenviertel La Boca fand der Tango schon bald seinen Weg nach Europa, wo er zunächst Paris eroberte und schließlich auch die anderen Großstädte. Nur in Argentinien selbst galt er noch lange als verruchter Tanz der Prostituierten und ihrer Kundschaft in La Boca.

In Europa fand eine "bereinigte" Version des Tango schließlich auch Aufnahme in das Repertoire der Standardtänze, während der Tanz in seiner Heimat erst in den 30er Jahren seinen Durchbruch erlebte. Heute gehören die großen Tangoshows zum touristischen Standardprogramm in Buenos Aires, doch den wahren Tango gibt es nach wie vor in den Hinterhöfen von La Boca zu erleben.