Von wegen auf den ersten Blick - unser Spontanurteil ist meist falsch

Von Cornelia Scherpe
13. April 2012

Die meisten Menschen brauchen nur wenige Sekunden, um ein Gegenüber einzuschätzen. Danach haben mir uns ein Bild gemacht, ob derjenige oder diejenige sympathisch und vertrauenswürdig ist. Doch Psychologen haben herausgefunden, dass dieses Bild meist alles andere als richtig ist.

Unser spontanes Urteil kann sehr leicht falsch sein und doch hält die Mehrzahl der Leute auch nach neuen "Beweisen" für Aufrichtigkeit oder Schwindel an der zuerst gefassten Meinung fest. Oft bilden wir uns die Menschenkenntnis nur ein. Es ist jedoch nicht so, dass wir unsere Fehler nicht zugeben wollen, sondern das wir sie oft schlicht selbst nicht sehen.

In der Psychologie gibt es einen Begriff für dieses Phänomen: "metakognitive Selbstüberschätzung". Der Mensch reflektiert eigentlich ständig über sich selbst. Die eigenen Gefühle und Gedanken werden von einer Metaebene aus betrachtet und beurteilt. Das unterscheidet uns von den meisten Tieren. Dabei rücken sich viele Menschen aber ganz unbewusst in ein besonders positives Licht. Sie überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und zeigen damit eine deutliche Verzerrung zwischen subjektiver Wahrnehmung und der objektiven Wahrnehmung durch andere. Dies trifft auch auf das Thema "Menschenkenntnis" zu, bei dem sich die meisten einfach gnadenlos selbst überschätzen.

Zeigen sich dann doch Situationen, in denen das Gegenüber anders handelt, als man es erwartet hatte, ignoriert das Unterbewusstsein oft diese neue Information und hält völlig stur am anfänglichen Urteil fest.