Wer als Herzklappe eine Bio-Prothese bekommt, sollte länger medikamentös gestützt werden

Von Cornelia Scherpe
7. Dezember 2012

Menschen, die eine neue Herzklappe benötigen, haben zwei Möglichkeiten. Zum einen können sie sich für eine künstliche Klappe entscheiden, zum anderen können sie eine sogenannte Bio-Prothese wählen. Biologisches Material hat natürlich Vorteile. So muss der Patient beispielsweise nur für eine kurze Zeit, jedoch nicht für den Rest seines Lebens, Medikamente gegen Blutgerinnung schlucken.

Eine Studie hat nun aber gezeigt, dass man auch bei einer Bio-Prothese mit den Medikamenten nicht zu sparsam sein sollte. Derzeit siedelt man den Zeitpunkt des Absetzens bei circa drei Monaten nach dem Implantieren der Prothese an. Die aktuelle Untersuchung stellt diese Leitlinie jedoch in Frage.

Dank des Patientenregisters des Landes Dänemark konnte man ermitteln, dass eine längere Einnahme bei vielen Menschen sinnvoll ist. Thrombosen (also Verschlüsse der Blutgefäße) traten wie zu erwarten war, gehäuft bei jenen Patienten ein, die ihre Medikamente selbst zu früh abgesetzt hatten. Wer dagegen die drei Monate einhalten konnte, senkte seine Gefahr von Schlaganfällen. Doch damit war die Risikominimierung nicht abgeschlossen.

Die Thrombosen waren noch seltener bei Männern und Frauen, die ihre Medikamente bis zu sechs Monate einnahmen. Es gab im Schnitt 3,2 Thrombosen pro 100 Personenjahre seltener, im Vergleich zu jenen, die nur die empfohlenen drei Monate auf die Mittel vertraut hatten. Die Forscher legen daher nahe, den Medikamenten in Zukunft noch mehr Zeit einzuräumen.

Offenbar benötigen auch die Bio-Prothesen ihre Zeit, bis sie ihre Arbeit komplett selbst übernehmen können. Solange sollte man auf die Medikamente bauen.