Wer regelmäßig Antibiotika nimmt, steigert sein Risiko auf Darmkrebs

Durch Antibiotikumeinnahme werden auch nützliche Darmbakterien vernichtet - das Darmkrebsrisiko steigt

Von Cornelia Scherpe
20. April 2017

Der leichtsinnige Einsatz von Antibiotika steht seit längerer Zeit in der Kritik. Ärzte verschreiben sie zu schnell und Patienten nehmen sie nicht entsprechend der Vorgaben. Das führt zu resistenten Bakterien und damit lebensgefährlichen Infektionen.

Doch nicht nur Resistenzen sind ein Problem. Da Antibiotika alle Bakterien angreifen, sind sie nicht nur ein Feind der Infektionsauslöser, sondern töten auch die "guten" Darmbakterien ab. Das hat Folgen für das Immunsystem und einer aktuellen Studie zufolge auch für das langfristige Risiko auf Darmkrebs.

Die gesunden Stämme Proteobacteria, Firmicutes und Bacteroidetes werden abgetötet und andere Bakterien besiedeln später ihre Nische. Sehr häufig gewinnt dabei die Bakterienart Fusobacteriae, die Ärzte wiederum sehr häufig bei Darmkrebspatienten finden. Daher entstand der Verdacht, dass Antibiotika direkt auf das Krebsrisiko wirken.

Je höher das Alter, desto größer das Polypenrisiko

Die Forscher griffen zur Überprüfung ihrer Idee auf die Daten der 1976 begonnenen Nurses Health Study zurück und konnten so die Gesundheitsinformationen von 120.000 Frauen auswerten. 16.642 von ihnen sind inzwischen über 60 Jahre alt und hatten alle bereits an einem Darmkrebsscreening teilgenommen.

1.195 der Damen hatten Polypen, die als Krebsvorstufe gewertet werden und entsprechend entfernt worden waren. Die gefundenen Polypen waren eine Mischung aus risikoarmen Ausprägungen und gefährlicheren Formen. Alle Frauen hatten in Fragebögen angegeben, ob und wie oft sie in jüngeren Jahren Antibiotika genommen hatten.

Wer in den Lebensjahren zwischen 20 und 39 insgesamt mehr als zwei Monate Antibiotika nehmen musste, hatte ein höheres Risiko auf Darmkrebs. Die Gefahr für Polypen war um 39 Prozent größer und wären diese nicht im Screening entdeckt und entfernt worden, wäre Krebs die Folge gewesen.

Ein noch stärkerer Zusammenhang zwischen Antibiotika und Krebs entstand, wenn die Medikamente zwischen dem 40. und 59. Lebensjahr genommen worden waren. Hier stieg das Risiko auf Polypen um 69 Prozent, wenn die Einnahme damals länger als zwei Monate gewesen war.