Werbekampagne sorgt für Fehlinformationen: Vorzeitiger Samenerguss wird zum Massenleiden stilisiert

Von Cornelia Scherpe
22. Juli 2013

Eine aktuelle Kampagne macht den Männern in Deutschland gehörige Angst. Demnach sei jeder fünfte Mann hierzulande früher oder später mit einem fatalen Problem konfrontiert: Er kommt beim Verkehr zu früh und macht damit sowohl sich, als auch die Partnerin sehr unglücklich. Bei der Kampagne handelt es sich aber um Werbung und direkt im Anschluss an diese beängstigende Botschaft bekommt man ein Medikament als ersehnte Lösung des Problems angeboten.

Ärzte sind alarmiert, denn die Pharmaindustrie hat mit dieser Werbung eine völlig falsche Botschaft gesetzt. Natürlich gibt es Männer mit sexuellen Dysfunktionen, doch in der Werbung hat man den frühzeitigen Samenerguss zu einer Massenkrankheit gemacht. Dies entspricht schlicht nicht den Tatsachen, könnte medizinischen Laien aber so viel Angst machen, dass sie einfach zur Vorsicht das Mittel kaufen.

Immerhin handelt es sich bei dem angepriesenen Mittel nicht um einen Betrug an sich, denn der Wirkstoff ist seit 2009 zugelassen und soll bei vorzeitigem Samenerguss helfen. Da dieses Medikament aber wie jedes Mittel potenzielle Risiken hat, sollte kein Mann das Präparat nehmen, wenn er von dem Leiden gar nicht betroffen ist.

Die Werbung verschweigt zudem völlig, dass die "Leistungsfähigkeit" beim Sex keineswegs immer gleich gut ist. Es ist normal, wenn ein Mann an einem Tag besser und an einem anderen Tag schlechter seinen Samenerguss hinauszögern kann. Von einer Krankheit kann man dabei noch lange nicht sprechen. Die Mediziner werfen der Kampagne daher vor, dass es zu einer sogenannten "Medikalisierung" kommt. Es werden Bereiche zum Thema für Medikamente gemacht, die dort aus gesundheitlicher Sicht nichts zu suchen haben.