Werden Menschen mit einem Schädelhirntrauma oder mit Epilepsie eher kriminell?

Von Cornelia Scherpe
30. Dezember 2011

Eine Studie hat nun die Frage aufgeworfen, ob Menschen mit einem Schädelhirntrauma oder mit Epilepsie eher kriminell werden.

Untersucht wurden dafür 22.947 Menschen aus Schweden. Sie alle waren zwischen 1973 und 2009 wegen einer Epilepsie mindestens einmal im Krankenhaus. Ein Abgleich mit Polizeidaten ergab, dass inzwischen 973 von ihnen wegen einer Straftat aktenkundig geworden waren. Dies umfasste schwere Verbrechen von Überfall und Raub bis Vergewaltigung und Mord. Dies ergab auf die 22.947 Menschen gerechnet eine Kriminalitätsrate von 4,2 Prozent.

Die durchschnittliche Rate beträgt in Schweden eigentlich nur 2,5 Prozent - ist dies also eine deutliche Verschlechterung? Ist tatsächlich die Epilepsie schuld und man wird durch sie eher kriminell? Dies wäre zumindest eine mögliche Erklärung. Allerdings zeigt die Untersuchung der Geschwister jener 973 Kriminellen, dass auch diese oft auffällig wurden, selbst ohne Epilepsie. Das bedeutet, das weiterhin auch die Gene und das soziale Umfeld beim Aufwachsen zumindest eine sehr große Rolle spielt.

Die Forscher halten es nach der Studie aber durchaus für wahrscheinlich, dass auch Spätfolgen am Hirn die potentiell vorhandene Gewaltbereitschaft steigern.

Anders war das Bild nach einem Schädelhirntrauma. Die Kriminalitätsrate stieg nicht nur weiter bis 8,8 Prozent, auch die Berücksichtigung von sozialen Faktoren relativierte das Bild diesmal nicht. Offenbar führen diese Hirnverletzungen wirklich zu einer höheren Bereitschaft für kriminelle Handlungen.