Zu langes Warten mit der Geburtseinleitung erhöht das Sterberisiko

In einer Studie zur Geburtseinleitung nach Terminüberschreitung kam es zu vereinzelten Todesfällen

Von Cornelia Scherpe
30. Dezember 2019

Die normale Dauer einer Schwangerschaft beträgt im Schnitt 280 Tage, also 40 Wochen. Ist die Entbindung überfällig, kann die moderne Medizin eine Geburtseinleitung vornehmen. Wie lange die Ärzte warten sollten, um der "Natur ihren Lauf" zu lassen, wird kontrovers diskutiert. Eine Studie, die bis zur 42. Woche warten wollte, wurde nun vorzeitig abgebrochen. Es kam vermehrt zu Todesfällen.

Studie zur Terminüberschreitung

Ursprünglich war geplant, 10.038 Frauen an 14 britischen Kliniken zu beteiligen. Sie waren ausgewählt worden, da es sich zum einen um Einzelschwangerschaften handelte und zum anderen keine sonstigen erhöhten Risiken für Mutter und Kind bekannt waren. Geplant war zudem, zwei Gruppen zu bilden. Bei einer Teilgruppe sollte die Entbindung ab der 41. Woche eingeleitet werden, bei der anderen war die Geburtseinleitung ab der 42. Woche geplant.

Die erste Zwischenauswertung, bei der erst 2.760 Schwangere betreut worden waren, stellte jedoch ein erhöhtes Risiko für Totgeburten bei zu langem Warten fest. Es kamen von 1.379 Kindern fünf tot zu Welt und eines starb kurz nach der Geburt. Das bedeutet eine Risikoverteilung von 0,5 und 0,1 Prozent. Obduktionen der toten Babys zeigten keine erkennbaren Gründe für das Versterben. Obwohl das Risiko insgesamt klein ausfiel, wurde die Studie dennoch abgebrochen. Die Forscher betonen, dass es nicht wissenschaftliche, sondern ethische Gründe waren, die das Einstellen der Untersuchungen notwendig machten.

Aktuelle Leitlinien zur Geburtseinleitung

Die deutschen Leitlinien sehen derzeit vor, dass eine Geburt künstlich eingeleitet wird, sobald die Terminüberschreitung 41 Wochen und drei Tage beträgt. Bereits mit dem Stichtag der 41. Woche soll mit der Schwangeren über das weitere Vorgehen gesprochen werden. Bei Frauen, die bereits 40 Jahre oder älter sind, macht es sogar Sinn, bereits in der 39. Woche über die Geburtseinleitung zu sprechen. Angesichts der aktuellen Studienergebnisse ist dies weiterhin die klare Empfehlung.