Zu viel Testosteron im Blut verzögert das Sprechenlernen bei männlichen Kindern

Von Cornelia Scherpe
30. Januar 2012

Männliche Kleinkinder fangen recht häufig erst spät an zu sprechen. Ihre weiblichen Altersgenossen sind ihnen da oft weit voraus. Das beobachten sowohl Eltern als auch Erzieher im Kindergarten. Allerdings besteht selten Grund zur Sorge, denn mit der Zeit gleicht sich dies an und das Defizit verschwindet.

Forscher haben nun einen Verdacht nachweisen können, den man schon länger hatte. Demnach ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron Schuld daran, dass der Erwerb der Sprache sich bei den Jungen leicht verzögert. Natürlich besitzen auch Mädchen Testosteron, doch bei ihnen scheint sich das Hormon interessanterweise genau andersherum auszuwirken. Testosteron in höheren Maßen bewirkt bei den weiblichen Kindern eher eine Förderung des Spracherwerbs. Warum dies so ist, da sind sich die Forscher noch völlig im Unklaren.

Untersucht wurde das Nabelschnurblut von 767 frisch geborenen Babys. Man bestimmte die Werte von Testosteron und beobachtete die Kinder dann für weitere Jahre. Man stellte dabei bei 89 von ihnen fest, dass sie Verzögerungen beim Spracherwerb hatten. 53 dieser 89 Kinder waren Jungen. Die Forscher warfen nun noch einmal einen Blick auf die Hormonwerte dieser Kinder. Die Jungen mit verzögertem Spracherwerb hatten auch die höchsten Werte. Ihr Testosteron lag im Vergleich zu den anderen stets im oberen Viertel. Bei den 36 betroffenen Mädchen war es aber genau umgekehrt. Sie hatten eher zu wenig Testosteron, selbst für weibliche Maßstäbe.