Zukunft für Langzeitarbeitslose durch Psychotherapie

Psychische Erkrankungen erschweren Rückkehr in das Arbeitsleben

Von Dörte Rösler
18. November 2014

Nach gängiger Auffassung entwickeln Langzeitarbeitslose oftmals psychische Probleme. Eine psychologische Studie legt jedoch das Gegenteil nahe: Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen zur Arbeitslosigkeit und verhindern eine Rückkehr in das Erwerbsleben.

Mit einem Modellprojekt wollen das Jobcenter und die Medizinische Fakultät der Uni Leipzig gegensteuern. Eine Ausweitung auf andere Städte ist geplant.

Bereits seit 2011 existiert das Interventionsprogramm "Psychosoziales Coaching" an dem mittlerweile 852 Klienten des Jobcenters teilgenommen haben. Dabei stellten die Experten fest, dass 63 Prozent der teilnehmenden Langzeitarbeitslosen unter psychischen Erkrankungen litten, die bisher gar nicht oder nur unzureichend behandelt wurden.

Höhere Re-Integrationsrate durch Psychotherapie

Nachdem die Teilnehmer an geeignete Beratungsstellen oder andere Versorgungsangebote vermittelt worden waren, konnte jeder vierte von ihnen wieder eine reguläre Arbeit aufnehmen. Das sind deutlich mehr als die übliche Re-Integrationsrate von Langzeitarbeitslosen in sozialversicherungspflichtige Stellen.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe will das Pilotprojekt deshalb auf andere Städte in Deutschland ausweiten. In dem bundesweiten Netzwerk sollen die Angebote zudem stärker nach Altersgruppen differenziert werden. Damit die Mitarbeiter in den Jobcentern besser erkennen, ob Kunden eventuell an einer psychischen Erkrankung leiden, werden sie besonders geschult. Den Betroffenen bieten sie dann eine individuelle Beratung an.

Wer sich nach dem Erstgespräch und einer klinischen Diagnostik zur Behandlung entscheidet, wird über verschiedene psychologische Therapieverfahren informiert. Zusätzlich gibt es Gruppenprogramme und Kurzinterventionen, die speziell auf Menschen mit längerer Arbeitslosigkeit zugeschnitten sind.