ADHS geht mit erhöhtem Sterberisiko einher: Selbstmord- und Unfallrate über dem Durchschnitt

ADHS aber nicht die alleinige Ursache für den hohen Anteil unnatürlicher Todesfälle

Von Cornelia Scherpe
3. September 2019

Wer an ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, leidet, hat es sowohl im Kindergarten und in der Schule als auch im Erwachsenenleben schwerer. Reize aus der Umwelt können nur unzureichend gefiltert werden, was ein Konzentrieren stark beeinträchtigt. Hinzu kommt eine permanente Unruhe, die sich durch einen großen Bewegungsdrang zeigt. Diese Mischung aus Unachtsamkeit für die Gegenwart und Impulsivität führen offenbar dazu, dass Betroffene häufiger in Lebensgefahr kommen. Wie sich das im Detail gestaltet, hat eine aktuelle Studie untersucht.

Unnatürliche Todesursachen bei ADHS-Patienten besonders häufig

Forscher aus Dänemark arbeiteten mit den Daten von 86.670 Menschen. Sie waren zwischen 1993 und 2009 geboren und erhielten als Kinder alle die ADHS-Diagnose. Zum Auswertungszeitpunkt waren 424 der jungen Menschen verstorben. Bei 346 von ihnen konnte man eine natürliche Ursache ausschließen. 152 mal hatte es einen tödliche Unfall gegeben, 133 Personen begingen Selbstmord und die übrigen 61 Fälle konnten nicht näher zugeordnet werden.

Verglich man diese Raten mit der Durchschnittsbevölkerung im selben Alter, wurde ein enormer Unterschied deutlich: Junge Menschen mit ADHS haben das neunfache Risiko für einen Selbstmord und das vierfache Risiko für tödliche Unfälle. Unnatürliche Todesursachen anderer Formen treten sechsmal so oft auf.

ADHS nicht allein verantwortlich

Doch sind es "nur" die mangelnde Impulskontrolle und die Unachtsamkeit, die diese Quoten derart stark von der Durchschnittsbevölkerung abheben? Die schwedischen Forscher besahen sich die Krankengeschichte der Betroffenen näher. ADHS kann nur eine Teilerklärung sein, so ihr Fazit. Ein Blick auf die individuellen Krankenakten zeigten, dass 50 Prozent der Patienten mindestens eine weitere psychische Erkrankung hatten. Meist waren es Depressionen oder Angststörungen. Auch Autismus-Spektrum-Störungen sowie verschiedene Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen wurden vermerkt. Den Forschern fiel zudem auf, dass Substanzmissbrauch keine Seltenheit war. Vor diesem Hintergrund wurde deutlich, dass das Sterberisiko umso höher war, je mehr Diagnosen zusätzlich zur ADHS bestanden. Wer "nur" an ADHS litt, dessen Risiko lag nur minimal über dem Durchschnitt.