ADHS-Patienten werden durch Therapien seltener kriminell

Von Cornelia Scherpe
26. November 2012

Menschen mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind durch ihren Mangel an Konzentrationsfähigkeit und den ständigen Bewegungsdrang oft schon im Kleinkindalter sozial auffällig. Ihre Entwicklung führt sie daher auch später nicht selten in Situationen, in denen sie mit dem Gesetz in Konflikt kommen.

Statistiken belegen dies immer wieder. In Schweden beispielsweise standen 36,6 Prozent aller Jungen mit ADHS schon einmal vor Gericht und wurden bestraft. Das ist immerhin jeder Dritte. Auch bei den weiblichen Betroffenen sind es mit 15,4 Prozent noch jede Sechste. Zum Vergleich: Gesunde Männer kommen sonst in 8,9 Prozent und gesunde Frauen in 2,2 Prozent der Fälle mit dem Gesetz in Konflikt. Die Quote der ADHS-Kriminellen sinkt jedoch deutlich, wenn die Patienten rechtzeitig eine angemessene Therapie bekommen.

Dies zeigt eine Analyse von 25.000 Patienten. Ein Forscher setzte dafür die offizielle Verschreibung von entsprechenden ADHS-Mitteln in Verhältnis zu Gerichtsurteilen. Dies geht in den skandinavischen sehr leicht, der jeder Mensch mit einer Identifikationsnummer geführt wird. Dabei fiel auf, dass die Kriminalitätsrate der Männer deutlich sank, als sie ein entsprechendes Medikament gegen ADHS eingelöst hatten (und mit großer Wahrscheinlichkeit auch einnahmen). Die Rate der Verurteilungen sank um ganze 32 Prozent. Bei Frauen zeigte sich mit 41 Prozent ein noch größerer Erfolg.

Anders war es im Übrigen mit Antidepressiva. Hier konnte kein Zusammenhang zwischen entsprechenden Medikamenten und einer Veränderung der Kriminalitätsrate gefunden werden.