Akustische Umweltverschmutzung - Schiffslärm stresst auch Krebse

Von Melanie Ruch
28. Februar 2013

Meeresbewohner, die in Gegenden leben, die stark vom Menschen genutzt werden, sind fast dauerhaftem Lärm ausgesetzt, etwa durch Schiffsmotoren, Unterwasserbohrungen oder Sonargeräte. Eine amerikanische Studie im vergangenen Jahr hatte gezeigt, dass sich der Lärm stark auf den Stresspegel von Meeressäugern auswirkt. Jetzt haben britische Forscher der Universität in Bristol nachgewiesen, dass dieser Effekt nicht nur bei Wirbeltieren, sondern auch bei wirbellosen Meeresbewohnern der Fall ist.

Für ihre Studie fingen die Forscher rund 60 Strandkrabben der Gattung Carcinus maenas am Strand von Newquay ein und setzten sie im Labor einzeln in Behälter mit jeweils einem Liter Meerwasser. Die eine Hälfte beschallten sie mit zuvor aufgenommenen Meeresgeräuschen, die andere dagegen mit dem Lärm eines vorbeifahrenen Schiffes. Zudem maßen die Forscher vor und nach der Beschallung die Sauerstoffsättigung im Wasser, was ihnen Aufschluss darüber gab, wie viel Sauerstoff die Krebse verbrauchten.

Es zeigte sich, dass die Krebse, die mit dem Lärm beschallt wurden bis zu 67% mehr Sauerstoff verbrauchten als die Artgenossen, die nicht dem Lärm ausgesetzt waren. Das deute darauf hin, dass die Lärm-Krebse einen viel höheren Stoffwechsel und eine erhöhte Herzfrequenz hatten, was wiederrum ein Zeichen von Stress ist, so die Forscher. Außerdem stellten sie fest, dass die größeren Krebs-Exemplare noch stärker auf den Lärm reagierten als ihre kleineren Artgenossen.

Da sich der erhöhte Stresspegel auf Dauer negativ auf den gesamten Organismus der Meerestiere auswirken kann, könnte das bedeuten, dass die großen Exemplare schlechtere Überlebenschancen haben und sich hauptsächlich die Kleineren fortpflanzen.

Wäre diese Erkenntnis auf alle Meerestiere übertragbar, hätte das früher oder später große Auswirkungen auf die gesamte Meeresfauna, so die Forscher.

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