Alte oder junge Ärzte: welche Mediziner sind besser?

Alte Ärzte nehmen sich mehr Zeit, junge Mediziner lernen schneller - Das jeweilige Alter bietet Vor- und Nachteile

Von Cornelia Scherpe
6. Juni 2017

Es gibt Patienten und Patientinnen, die haben klare Vorstellungen davon, wie alt der Mediziner ihrer Wahl sein soll. Die einen schwören auf junge Ärzte, da diese ihrer Meinung nach am besten mit den modernen Verfahren vertraut sind. Die anderen wollen einen "alten Hasen", der viel Erfahrung hat und sich gefühlt mehr Zeit für das Arzt-Patienten-Gespräch nimmt. Doch kann man wissenschaftlich ermitteln, welche Mediziner-Altersgruppe die bessere ist? Eine Studie hat es versucht und kommt zu interessanten Ergebnissen.

Je älter, desto höher die Behandlungskosten

Die Studie untersuchte die Krankenakten von über 730.000 Männer und Frauen ab 65 Jahren, die mit akuten Problemen im Krankenhaus waren. Insgesamt waren 18.850 Mediziner im Einsatz gewesen und konnten mit dem Krankheitsverlauf der Patienten in Verbindung gebracht werden.

Zunächst fiel auf, dass die Behandlungskosten insgesamt höher wurden, wenn ein älterer Arzt im Einsatz gewesen war. Das bestätigt den Eindruck, dass sich "alte Hasen" mehr Zeit für Arzt-Patienten-Gespräche, Diagnoseverfahren und mehrere Behandlungsmethoden nehmen. Pro Patient fielen daher bei Ärzten über 60 Jahren im Schnitt 1.071 US-Dollar und bei jungen Kollegen unter 40 Jahren 1.008 US-Dollar an.

Das Alter der Mediziner und die Kosten der Behandlung hatten allerdings keinen Einfluss auf die Sterblichkeit der Patienten und auch keinen Einfluss auf erneute Krankenhauseinweisungen in den folgenden 30 Tagen nach der Erstbehandlung. Allerdings entstand ein Unterschied in der Sterblichkeit dann, wenn ein Ü60-Arzt pro Monat mehr als 90 Patienten betreuen musste.

Je jünger, desto einfacher das Umsetzen neuer Methoden

Bei 90 bis 200 Patienten pro Mediziner lag die 30-Tage-Sterblichkeit bei 12,1 Prozent. Ärzte zwischen 50 und 59 Jahren kamen bei gleicher Patientenzahl auf 11,3 Prozent und 40- bis 49-Jährige Mediziner auf 11,1 Prozent. Am besten war die Quote bei jungen Ärzten unter 40 Jahren, sie lagen bei 10,8 Prozent.

An dieser Stelle könnte demnach doch der technische Fortschritt als Kriterium greifen. Bei stressiger Arbeitslage haben ältere Ärzte weniger Zeit, neue Erkenntnisse und Methoden sofort umzusetzen. Sie weichen dann eher von den modernen Standards ab. Jüngere Ärzte sind mit den aktuellen Leitlinien so gut vertraut, dass auch 200 Patienten im Monat sie nicht aus dem Konzept bringen.