Angst vor dem Spiegelbild durch körperdysmorphe Störung

Unsicherheit und zwanghafte Kontrolle des Aussehens als psychische Erkrankung

Von Dörte Rösler
26. November 2014

Äußerlichkeiten sind nicht alles im Leben. Wer an einer körperdysmorphen Störung (KDS) leidet, beschäftigt sich jedoch den ganzen Tag mit seinen echten oder vermeintlichen Makeln. Ob strähniges Haar, fleckige Haut oder eine zu große Nase - was bei normalen Menschen gelegentlich die Laune trübt, treibt zwei Prozent der Bevölkerung in eine krankhafte Ablehnung ihres Körpers.

Zwanghaft kontrollieren die Betroffenen ihr Aussehen, verbringen Stunden im Bad und gleiten so in die soziale Isolation ab. Meist beginnt die Erkrankung in der Pubertät. Während andere Jugendliche die Unsicherheit über ihr Aussehen mit Eintritt in das Erwachsenenalter überwinden, entdecken Personen mit KDS immer neue Makel an sich.

Im Extremfall dreht sich das ganze Denken um die vermeintlich hässlichen Körperteile. Im Internet oder bei Ärzten suchen sie nach Informationen, wie sich der Körper optimieren ließe. Jeder fünfte Betroffene entscheidet sich zu einer Schönheitsoperation - die jedoch selten den erwünschten Erfolg bringt. Viele hadern mit dem Ergebnis oder die Unzufriedenheit verlagert sich auf einen anderen Körperteil.

Woher kommt diese Unzufriedenheit?

Die Ursachen der körperdysmorphen Störung liegen noch im Dunkeln. Experten vermuten jedoch, das neben einer genetischen Veranlagung vor allem Missbrauch und Mobbing in der Kindheit die Unsicherheit über das eigene Aussehen schüren. Daraus entwickelt sich eine Erwartungsangst: die Betroffenen gehen fest davon aus, dass andere sie wegen ihres Aussehens ablehnen.

In vielen Fällen liegt die Ursache auch im emotionalen Klima der Familie. Demnach neigen Kinder, dazu, ihren Körper überzubewerten, wenn sie vorrangig Anerkennung für Äußerlichkeiten bekommen. Der Selbstwert speist sich dann verstärkt aus dem Spiegelbild.

Was hilft gegen die Erkrankung?

Dysmorphophobie, wie die Störung früher genannt wurde, ist kein unheilbares Leiden. Mit Verhaltenstherapie können die Beschwerden zumindest deutlich gelindert werden.

Bereits nach 20 Sitzungen berichten 75 Prozent der Teilnehmer, dass sich ihre Symptome gebessert hätten. Viele wagen sich dann zum ersten Mal wieder unter Menschen, ohne dass sie zuvor stundenlang im Bad ihr Make-up oder ihre Frisur kontrolliert haben.

Passend zum Thema