Anhaltende Depressionen führen zu einem schrumpfenden Gehirn

Von Cornelia Scherpe
16. August 2012

Das Hirn des Menschen wird auch gern als "Denkorgan" bezeichnet und damit es groß und aktiv bleibt, muss es wie ein Muskel trainiert werden. Wer sein Gehirn ohne anspruchsvolle Aufgaben verkümmern lässt, der baut auch nach und nach ab. Nun hat eine Studie gezeigt, dass es noch einen Faktor gibt, der das Hirn nachweislich schrumpfen lässt. Bei Menschen mit anhaltenden Depressionen verkleinert sich tatsächlich die vorhandene Hirnmasse. Das konnte man in einem Tiermodell nachweisen.

Dabei wurden Ratten auf Dauer daran gehindert, ihrem natürlichen Laufdrang nachzugehen, was bei den Tieren zu den Symptomen führt, die man beim Menschen als schwere Depression bezeichnet.

Man sah aber nicht nur, dass das Hirn sich verkleinerte, sondern konnte auch den Vorgang an sich beobachten und daher auch erklären. Depressionen führen bei Mensch und Tier zu Stress. Wird mit einer Therapie nicht zeitnah gegen die Depression vorgegangen, so wird der Stress chronisch und ist jeden Tag präsent. Das wirkt sich direkt auf der molekularen Ebene aus. Die Forscher sahen, wie durch den Stress ein Gen nun verstärkt gebildet wurde, das direkt im Frontalhirn wirkt und dort die Aktivität der Neuronen hemmt.

Anders gesagt: je aktiver dieses Gen ist, desto träger wird das Frontalhirn und die Synapsen werden zunächst weniger aktiv und da sie nicht gebraucht werden, auch langsam abgebaut. Das Gehirn schrumpft also tatsächlich. Da man das verantwortliche Gen nun kennt, sind Forscher schon mit der Theorie beschäftigt, eine neue Therapie gegen Depressionen zu entwickeln, die genau auf dieser Gen-Ebene arbeitet.