Auch frei erhältliche Arzneien können eine Medikamentensucht auslösen

Gewöhnt sich der Körper an ein Medikament, verstärken sich nach Absetzen die Beschwerden

Von Melanie Ruch
25. November 2010

Schenkt man den Statistiken des Bundesministeriums für Gesundheit seinen Glauben, so leiden in ganz Deutschland zwischen 1,4 und 1,9 Millionen Menschen unter einer Medikamentenabhängigkeit. Vor allem frei erhältliche Medikamente sind mit besonderer Vorsicht zu genießen, da die empfohlene Dosierung und die Anwendungsdauer meist überschritten werden.

Eine Abhängigkeit lässt sich dann erkennen, wenn die Symptome, gegen die das Medikament eingenommen wird, nach dem Absetzen des Mittels verstärkt wieder auftreten. Dagegen nehmen Betroffene erneut das Medikament ein und der Teufelskreis beginnt.

Typischer Fall: die Gewöhnung an Nasenspray

Sehr oft werden beispielsweise Nasentropfen und -sprays unterschätzt, die gefäßverengende Stoffe enthalten. Diese sollten laut Packungsbeilage nicht länger als sieben Tage am Stück genommen werden, da sich der Körper sonst an die Einnahme gewöhnt und beim Absetzen mit stärkeren Beschwerden reagiert.

Durch die regelmäßige Einnahme der Tropfen, beziehungsweise Sprays, trocknet die Nase aus und bildet Verkrustungen, die die Nebenhöhlen nur noch weiter zuschwellen lassen. Dann wirkt selbst das Spray nur noch für kurze Zeit und wird dann meist noch öfter verwendet.

Um den Körper von dem Medikament zu entwöhnen, sollten Betroffene nur noch ein Nasenloch behandeln, damit sich das andere währenddessen erholen kann. Ist das eine Nasenloch dann wieder gesund, ist also nicht mehr trocken, verkrustet oder versopft, können die Sprays oder Tropfen ganz abgesetzt werden und das zweite Nasenloch kann sich dann ebenfalls erholen.

Anhaltende Beschwerden gehören in die Hände eines Arztes

Auch freikäufliche Schmerzmittel werden häufig unterschätzt. Werden sie dauerhaft in hohen Dosen eingenommen, können sie für einen anhaltenden Kopfschmerz sorgen, der auch durch die erneute Einnahme des Mittels nicht mehr verschwindet. Die empfohlene Dosis sollte daher keinesfalls überschritten werden.

Bevor man sich bei anhaltenden Beschwerden für eine Selbstmedikation entscheidet, sollte lieber ein Arzt aufgesucht werden.