Avatartherapie gegen akustische Halluzinationen bei Schizophrenie

Spezielle Therapiemethode ist bei Stimmen hörenden Schizophrenie-Patienten erfolgreich

Von Cornelia Scherpe
15. Dezember 2017

Menschen mit Schizophrenie leiden an regelmäßigen Wahnvorstellungen. Sie sehen oder hören Dinge, die nicht wirklich vorhanden sind und werden damit schnell zur Gefahr für sich und andere. Sehr häufig kommt es zu akustischen Halluzinationen, bei denen Stimmen die Patienten entweder beleidigen oder sie sogar zu Mord und Selbstmord auffordern. Medikamente und Gesprächstherapien mit einem Arzt helfen längst nicht jedem Patienten.

Um die Versorgung zu verbessern, forscht man seit einigen Jahren an der Möglichkeit einer sogenannten Avatartherapie. Nun zeigen erste Studien messbare Ergebnisse.

Die Avatartherapie

Die Avatartherapie beginnt damit, dass ein Patient sich ein digitales Selbst erstellen darf. Dabei spielen weder Alter noch Geschlecht oder auch nur Ähnlichkeit mit dem realen Aussehen eine Rolle. Wichtig ist, dass der Ersteller sich mit diesem Avatar wohlfühlt und sich mit ihm identifizieren möchte. Dann wird eine Sprechstimme moduliert, die ebenfalls ganz individuell klingen darf. Wichtig ist den Forschern nur, dass die Avatarstimme einen ähnlichen Tonfall wie eine Stimme aus den Halluzinationen hat.

Sobald der Avatar fertig ist, kann die eigentliche Therapie beginnen. Der Patient interagiert rund 15 Minuten mit seinem Avatar und unterhält sich über verschiedene Dinge. Für den Patienten nicht sichtbar: Die Antworten seines Avatars werden während der Therapiesitzung vom Therapeuten eingegeben. Dieser sitzt quasi am anderen Ende des Gesprächs, doch der Patient hört nicht den Arzt, sondern seinen Avatar sprechen. Der Grund: Für Schizophrenie-Patienten ist es sehr schwer, den Worten ihres Therapeuten zu glauben. Auch wenn dieser beteuert, dass die Halluzinationen nicht real sind, sind deren Anweisungen schwer zu ignorieren. Der Avatar jedoch weckt zum einen ein tiefes Vertrauen und spricht zum anderen mit dem Tonfall der sonst gehörten Stimme. So kann er Schritt für Schritt den Einfluss der Halluzinationen abmildern.

Einsatz bei Schizophrenie-Patienten erfolgreich

In einem Experiment mit 150 Schizophrenie-Patienten war die Avatartherapie bereits erfolgreich und reduzierte das Hören von fremden Stimmen. Sieben Patienten vernahmen sogar überhaupt keine akustischen Halluzinationen mehr. Der Effekt hielt zudem bis zu drei Monate nach der letzten Sitzung noch an.