Bakterien für alle - der ständige Austausch von Mensch zu Mensch

Von Cornelia Scherpe
2. Mai 2012

Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum. Das stimmt zwar, wenn man von der Persönlichkeit und unsrem jeweiligen Talenten ausgeht, doch jeder Mensch ist auch eine Ansammlung von Lebensformen. Fakt ist, dass jeder von uns unzählige kleine Mikroorganismen in sich und auf sich hat. Mediziner gehen davon aus, dass rund ein Kilo unsres Körpergewichts auf sie zurückgeht. Die meisten Bakterien tragen wir im Magen-Darm-Trakt, danach kommt der Mundraum und die Haut als Organ. Obwohl Bakterien also ständig in uns sind, gibt es noch kaum Studien zu diesen Phänomen an sich. Wie leben wir mit ihnen zusammen und teilen wir sie uns automatisch mit Eltern, Partner und Freunden? Diesen Fragen geht derzeit das "Human Microbiome Projekt" nach, indem internationale Forscher gemeinsam arbeiten.

Bisher weiß man zum Beispiel nur, dass jedes Ungeborene noch völlig frei von allen Bakterienkulturen ist. Erst bei der Entbindung kommt es mit den Bakterien in der Scheide der Mutter in Kontakt. Erfolgt ein Kaiserschnitt, sind die ersten Bakterien der direkten Umwelt die ersten Besiedler des jungen Körpers. Oft tauschen dann die Kontaktpersonen weitere Bakterien aus. Das ist aus Sicht der Evolution offenbar nötig, um das Immunsystem richtig auszubilden. Und auch im späteren Leben scheint noch ein reger Austausch vorhanden zu sein. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass länger zusammenlebende Partner ähnliche Mikroorganismen haben. Vermutlich passt man sich so an.