Behandlung von Leukämie: durch eine Genmutation wird der Wirkstoff Vincristin unverträglich

Forscher glauben, dass eine auffällige Genvariante die Wirksamkeit des Wirkstoffs ungünstig beeinflusst

Von Cornelia Scherpe
27. Februar 2015

Die Leukämie wird in verschiedene Krebsformen aufgeteilt, darunter auch die akute lymphatische Leukämie, kurz ALL. Das Krebsleiden kann bereits in jungen Jahren auftreten und muss schnell behandelt werden.

Vor- und Nachteile von Vincristin

Dank der modernen Medizin kann man inzwischen 85 Prozent aller erkrankten Kinder von ALL heilen. Dieser Erfolg geht im Wesentlichen auf einen Wirkstoff zurück, der den Namen Vincristin trägt. Das Mittel hemmt die Zellteilung der Krebszellen und rettet so viele Kinderleben.

Dennoch ist auch dieses Krebsmedikament nicht frei von potenziellen Nebenwirkungen. Die gefürchtetste Reaktion im Körper des Kindes ist die Entstehung einer peripheren Polyneuropathie. Dabei kommt es zu großflächigen Entzündungen der Nervenzellen im vegetativen Nervensystem.

Genmutation entscheidend

Bisher war es für die Ärzte nicht möglich, vor dem Therapiebeginn abzuschätzen, welches Kind unter Vincristin diese Nebenwirkungen erleiden würde. Dies hat sich nun geändert.

Ein Forscherteam hat das komplette Genom von 312 Kindern mir Leukämie untersucht und dabei auf besondere Genmutationen geachtet. Bei der Untersuchung von fast einer Millionen Stellen der DNS stießen die Forscher schließlich auf das Gen CEP72.

Wessen Gen hier eine Mutation aufwies, der entwickelte in 60,8 Prozent eine Polyneuropathie unter der Krebsbehandlung. In der Gegengruppe war dies nur in 23,4 Prozent der Fälle so.

Ungünstiger Wirkungseinfluss

Im betreffenden Gen liegt der Bauplan für ein Eiweiß, das für die Zellteilung wichtig ist. Der Krebswirkstoff Vincristin soll diese Teilung verhindern. Die Forscher glauben daher, dass die auffällige Genvariante die Wirksamkeit des Medikaments ungünstig beeinflusst.

Im Laborversuch konnten die Forscher zeigen, dass die Genvariante dazu führt, dass Vincristin insgesamt stärker wirkt. Genau dieses Mehr an Wirkung könnte das Risiko auf die Nervenentzündungen erhöhen.