Bei Patienten mit Borderline versagt eine Psychotherapie meist

Wenig bis moderate Wirkung: Forscher testen Effekt einer psychologischen Behandlung bei Boderleine-Syndrom

Von Cornelia Scherpe
20. Juni 2017

Patienten mit Borderline benötigen Hilfe, davon sind nicht nur die behandelten Ärzte, sondern die meisten Betroffenen überzeugt. Borderliner leiden selbst massiv unter ihren plötzlichen und heftigen Stimmungsschwankungen.

Viele verletzen sich regelmäßig selbst, um den emotionalen Druck abzubauen. Da die Patienten anders als bei vielen anderen Persönlichkeitsstörung ihr Problem selbst wahrnehmen und oft Hilfe suchen, ist der Gedanke naheliegend, dass eine Psychotherapie hilft.

Immerhin ist der erste Erfolgsschritt bei einer solchen Therapie, dass der Patient mitmachen will. Dennoch zeigt eine Meta-Auswertung von 33 Studien, dass der Therapieerfolg bei Borderline nur mäßig ist.

Das internationale Forscherteam sah sich insgesamt 2.300 Patientendaten an. 22 Studien hatten eine speziell für Borderliner entwickelte Psychotherapie untersucht, also Ansätze wie die psychodynamische Behandlung oder eine dialektische Verhaltenstherapie.

Psychodynamische Therapie am wirkvollsten, im Gesamten dennoch uneffektiv

Diese Konzepte waren der klassischen Psychotherapie gegenübergestellt worden. Elf weitere Studien hatten die speziellen Therapien parallel zum klassischen Konzept untersucht. Die Patienten bekamen also beide Behandlungswege gleichzeitig.

Die Effektstärke, so der Fachbegriff für die statistisch errechnete Wirksamkeit, hielt sich in allen 33 Stunden in deutlichen Grenzen. Wer nur die spezifische Psychpotherapie erhalten hatte, kam auf eine Effektstärke von 0,32 g. Bei Kombi-Behandlungen war es mit 0,4 g nicht wesentlich mehr. Insgesamt schwankte die Effektstärke zwischen 0,2 und 0,6 g, je nach Studie.

Allgemein spricht man von einer moderaten Wirkung, wenn die Effektstärke zwischen 0,5 und 0,8 liegt. Die Therapien hatten daher wenig bis moderate Wirkung. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, benötigten die Patienten im Schnitt 4,5 bis 5,6 Behandlungen ("Number Needed to Treat"m, kurz NNT).

Sah man nur auf die einzelnen Verfahren, war die psychodynamische Therapie mit 0,41 g etwas wirksamer als die dialektische Verhaltenstherapie mit 0,34 g. Einen großen Unterschied machte das für die Patienten allerdings nicht.