Beim Arzt infiziert: Ultraschallsonden sind häufig echte Infektionsherde
Ärzte sind laut Umfragen sehr nachlässig, wenn es um die Reinigung von Desinfektionsgeräten geht
Wer zum Arzt geht, möchte entweder eine bestehende Krankheit behandeln lassen oder ist zu Vorsorgeuntersuchungen da. Bei verschiedenen Screenings kommen Ultraschallsonden zum Einsatz, die beispielsweise auf den Hals gelegt werden, um die Schilddrüse zu sehen, das Baby im Mutterleib sichtbar machen oder auch bei Blasen- und Nierenbeschwerden in die Tiefe blicken. Neben Sonden, die über intakte Haut geführt werden, gibt es auch endoskopische Verfahren, bei denen das Gerät beispielsweise rektal oder vaginal eingeführt wird.
In allen Fällen sollte aus Gründen der Hygiene jede Ultraschallsonde nach jedem Patientenkontakt gereinigt werden. Sind offene Wunden oder Krankheiten im Spiel, sollten sogar Einmal-Schutzhüllen über den Sondenkopf gezogen, beziehungsweise steriles Gel genutzt werden.
Doch wie viele Ärzte halten sich wirklich an diese Empfehlungen? Eine europäische Studie ist der Frage nachgegangen und zeigt nun bedenkliche Ergebnisse.
Nur einmalige Desinfektion bei knapp einem Drittel der Ärzte
Befragt wurden rund 22.000 Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen von Radiologie über Gynäkologie bis Urologie. Alle besaßen Ultraschallgeräte und hatten sie beständig im Einsatz. Zwei Drittel der Mediziner gab an, nach jedem Patienteneinsatz den Ultraschallkopf zu desinfizieren, allerdings nutzten nur vier Prozent ein speziell dafür entwickeltes Desinfektionsgerät.
Die meisten griffen auf Desinfektionstücher zurück und nur zwei Prozent hatten die sterilen Gelbeutel im Einsatz. Problematisch: 29 Prozent führten die Reinigung nur am Ende des Arbeitstages einmalig durch. Selbst wenn bei einem Patienten eine Infektionskrankheit entdeckt wurde, desinfizierten nur 77 Prozent der Ärzte das Gerät sofort nach der Verwendung.
Beim vaginalen oder rektalem Einführen einer Ultraschallsonde nutzten immerhin 89 Prozent der Ärzte die empfohlenen Einmal-Schutzhüllen und 30 Prozent hatten steriles Gel im Einsatz. Den bestmöglichen Desinfektionsweg (dreistufig) praktizierten aber nur neun Prozent der Mediziner.
Das ist unter anderem für Patientinnen beim Frauenarzt ein Risiko, denn die Papillomaviren werden durch Desinfektionsmittel und Alkohol allein nicht komplett abgetötet. Hatte eine Patientin den Virus in ihrer Scheide und der Arzt reinigt die Ultraschallsonde danach nicht ausreichend, kann die Krankheit auf die nächste Patientin des Tages übertragen werden.