Besser als gedacht - das Gehirn reinigt sich mit Hochdruck

Von Cornelia Scherpe
20. August 2012

Der Körper hat seine eigenen Reinigungsmechanismen, das ist der Wissenschaft bereits bekannt. Doch bei einer genaueren Analyse des Gehirns zeigt sich nun, dass dieses Organ mit sprichwörtlichen Hochdruck gereinigt wird.

Es ist eine Art "Abwassersystem", das sich bisherigen Analysen erfolgreich entzogen hatte. Sofern die "Rohre" nicht verstopft sind, kann das Gehirn durch einen Flüssigkeitsfluss alle feindlichen Stoffe einfach wegspühlen lassen. Dabei werden vor allen Dingen abgestorbene Zellen, Erreger und Plaque (der Auslöser von Demenz) weggespühlt. Das Entsorgungsnetz läuft dabei wie auch die Kanäle unter unseren Straßen weit verzweigt, damit sie jede Region erreichen können. Spezielle Zellen besitzen die Aufgabe, unser Hirnwasser mit echten Druck durch dieses Netz zu pumpen und dabei den Abfall mit sich zu ziehen. Die Forscher sprechen aufgrund dieser extremen Ähnlichkeit auch wirklich von einem Abwassersystem mit Hochdruck.

Bisher hat man dieses System schlicht noch nicht sehen können, doch eine neue Mikroskopie-Methode hat es möglich gemacht. Das "Putzen" des Hirns konnten die Forscher so live bei lebenden Versuchsmäusen beobachten. Es handelt sich um ein echtes hydraulisches System. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das System beim Menschen als Säugetier vergleichbar läuft.

Dieser aktive Prozess der Reinigung schreibt die Medizinbücher neu, denn bisher ging man fest davon aus, dass der Abtransport von Ablagerungen eher passiv erfolgt und sehr langsam ist. Doch das Hochdrucksystem belehrt die Mediziner eines besseren. Interessant ist das vor allen Dingen, da man das neue Wissen eventuell nutzen könnte, um verbesserte oder ganz neue Therapien gegen Alzheimer und Parkinson zu entwickeln.