Bestimmtes Gen führt zu schnellem "Kater" und schützt so vor Alkoholsucht

Wer über eine spezielle Genvariante verfügt, greift von Natur aus eher ungern zum Alkohol

Von Cornelia Scherpe
17. Dezember 2018

An der Yale University wollte man kürzlich in einer Studie untersuchen, welche Gene einen Menschen zur Alkoholsucht verleiten. Die Forscher fanden dabei jedoch nicht Gene, die zur Alkoholabhängigkeit verleiten, sondern vielmehr ein Gen, das seinen Träger schützen kann.

Die Wissenschaftler untersuchten das Genom von 14.904 Männern und Frauen, die europäische Wurzeln und eine Alkoholsucht ausgebildet hatten. Ihnen stellte man 37.944 gleichaltrige Personen mit europäischen Wurzeln gegenüber, die nicht von Alkohol abhängig waren.

Der Vergleich der Erbanlagen zeigte einen interessanten Unterschied bei einem Gen. Es befindet sich auf dem vierten Chromosom und trägt die Bezeichnung "ADH1B". Bei Menschen ohne Alkoholsucht trat es gehäuft in der Genvariante "rs1229984" auf. Was bewirkt diese Variante?

Gen sorgt für Kopfschmerzen und Übelkeit schon bei geringen Mengen Alkohol

In dem Gen ist der Bauplan für ein wichtiges Enzym, Alkohol-Dehydrogenase 1B, gespeichert. Wird das Gen aktiv, wird das Enzym hergestellt und sorgt im Körper dafür, dass Ethanol zuerst zu Acetaldehyd und dann zu Essigsäure abgebaut wird. Genau das passiert im Menschen, wenn Alkohol vom Körper verarbeitet wird. Durch die Genvariante "rs1229984" erleben Menschen jedoch eine beschleunigte Reaktion. Der Alkohol wird so schnell zu Acetaldehyd, dass die zeitnahe Weiterverarbeitung nicht erfolgen kann. Das Gift kann also nicht rasch genug verarbeitet werden und es stellt sich sehr viel früher ein "dicker Kopf" ein. Betroffene erleben Kopfschmerzen und Übelkeit wie nach einer stark durchzechten Nacht, obwohl sie vergleichsweise wenig getrunken haben. Das hält natürlich vom ausschweifenden Alkoholkonsum ab.

Insgesamt kommt diese Genvariante aber selten bei europäischen Menschen vor. Die große Mehrheit kann daher Alkohol auch in bedenklichen Mengen trinken und läuft daher auch eher Gefahr, in eine Sucht abzugleiten.